Hundert Christen in China festgenommen

In China sind einhundert Besucher einer christlichen Kirche festgenommen worden. Ihnen wird offenbar vorgeworfen, den Staat zu unterwandern. Neuesten Berichten zufolge drängt die Regierung die Kirche nun zur Schließung.
Von Anna Lutz
Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping unterdrückt Christen, kritisieren Menschenrechtler

Laut einem Bericht des christlichen Hilfwerks Open Doors sind am Sonntag vor einer Woche ein chinesischer Pastor und seine Frau zusammen mit hundert Mitgliedern einer protestantischen Untergrundkirche im Südwesten Chinas festgenommen worden. Die Behörden werfen ihnen vor, den Staat unterwandern zu wollen. Die Christen seien zum Teil direkt aus dem Gottesdienst heraus abgeführt worden, heißt es. Ihnen drohten Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.

Am gestrigen Sonntag waren noch neun der Christen inhaftiert oder standen unter Hausarrest. Das berichtet die christliche Hilfsorganisation China Aid. Offenbar drängen die Behörden die Kirche nun zur Schließung. Derweil hat die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch an die chinesische Regierung appelliert, die Protestanten freizulassen.

Die „Early Rain Covenant Church“ in der Sichuan Provinz gilt zwar als geheime Kirche. Tatsächlich veröffentlichen die Christen aber Predigten und Schulungsmaterial, sie evangelisieren sogar offen auf der Straße. Die Gottesdienste an verschiedenen Orten besuchen insgesamt rund 800 Personen. Bereits im Mai dieses Jahres waren der Pastor Wang Yi und 200 Mitglieder festgenommen worden. In der Vergangenheit hatte er die Religionspolitik der chinesischen Regierung offen kritisiert.

Pastor ist offen regierungskritisch

Dem Deutschlandfunk sagte er im November über seine Kirche: „Wir diskutieren untereinander die Beziehung der atheistischen Regierung zum christlichen Glauben. Und warum wir dagegen sind, dass die Partei oder der Kommunismus die Gedanken, die Seele und den Glauben von Menschen kontrollieren. Wir sprechen darüber, warum das falsch ist!“ Der Pastor ist 45 Jahre alt, war einst Dozent, bis er zum Glauben kam und drei Jahre später, im Jahr 2008, seinen Job kündigte, um eine Gemeinde zu gründen.

Für die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGfM) ist das Vorgehen gegen ihn keine Überraschung, sondern ein weiteres Indiz für die religionsfeindliche Politik Chinas. Erst Anfang des Jahres erließ die Regierung ein neues Religionsgesetz, das stärkere Kontrollen kirchlicher Aktivitäten vorsieht. Auch dagegen protestierte Wang Yi. Martin Lessenthin, Sprecher der IGFM, räumte gegenüber pro ein, er wisse nicht, wie es den Festgenommenen derzeit gehe. Es sei nicht auszuschließen, dass sich einige von ihnen wieder auf freiem Fuß befänden. Einschüchterung gehöre zur Taktik der chinesischen Behörden.

Von: Anna Lutz

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