Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber hat im Interview mit dem Deutschlandfunk betont, dass die Institution Kirche – trotz Veränderungen – bestehen muss. Sie habe die Verantwortung dafür, das Evangelium an die nächste Generation weiterzugeben.
Von PRO
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So würde Wolfgang Huber seinen Enkeln Christ sein erklären: „Auf Gott zu vertrauen, den Nächsten zu lieben und auch mit sich selbst sorgfältig umzugehen.“
Huber sagt im Interview mit dem Deutschlandfunk, er speise seine Hoffnung den christlichen Glauben betreffend aus der Glaubensgewissheit, „dass es die Offenheit für Gott, den Glauben an Jesus Christus, die Gegenwart des göttlichen Geistes auch in 150 Jahren geben wird, und zwar nicht nur in anderen, frömmeren Weltgegenden, sondern auch in der Mitte Europas“. Dabei, konzentriere sich der 71-Jährige auf seine Hoffnung und nicht auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen.
Die Kirche werde es auch in Zukunft geben, „weil es diese Institution ja geben muss als den Verantwortungsträger für die Weitergabe des Evangeliums an die nächste Generation“. Dies sei die wichtigeste Begründung für den Fortbestand der Kirche als Institution. Zudem sei sie ein „wunderbarer Rahmen dafür, dass der Glaube gemeinsam gefeiert werden kann, was ganz wesenhaft zum Glauben dazugehört“, sagt Huber, der von 1994 bis 2009 Bischof der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg war.
Huber ist davon überzeugt, dass die evangelische Kirche bis 2030 Veränderungen erleben wird, die über die Inhalte des EKD-Reformprogramms von 2006 hinausgehen. Damals strebte die Kirche in dem Impulspapier „Kirche der Freiheit“ entgegen des Abwärtstrends eine Steigerung des Gottesdienstbesuchs von vier auf zehn Prozent sowie eine hundertprozentige Tauf-, Trau- und Bestattungsquote in evangelischen Familien an.
„Persönlich einstehen für das, was man tut“
Huber bewegen Fragen wie: „Welche Welt hinterlassen wir eigentlich unseren Kindern und unseren Enkeln? Wie sind die Lebensbedingungen künftiger Generationen, wenn wir so weitermachen wie bisher?“ Wenn seine Enkel ihn fragten, ob es eine Hoffnung über den Tod hinaus gebe, erkläre Huber ihnen, „dass Gott die Beziehung zu einem Menschen auch dann aufrecht erhält, wenn er gestorben ist und wir deswegen ganz gewiss sein können, dass auch der Gestorbene in Gottes Hand gut aufgehoben ist“. Noch seien sie sehr jung, zwischen vier und sechs Jahren. Wenn sie ihn fragten, was es bedeutet, Christ zu sein, antworte er: „Auf Gott zu vertrauen, den Nächsten zu lieben und auch mit sich selbst sorgfältig umzugehen.“
Der Theologe ist Mitglied des nationalen Ethikrates und berät Institutionen und Führungskräfte im In- und Ausland in religiösen, ethischen und gesellschaftlichen Fragen. Laut Huber gab es durch die Finanz- und Wirtschaftskrise eine gesellschaftliche Entwicklungen: Die Menschen merkten, dass nicht allein die Politik für anständige Regulierungen verantwortlich sei, sondern sie hätten erkannen: „Es geht auch um die eigene Verantwortung, man muss auch persönlich einstehen können für das, was man tut.“ Dazu brauche es authetische Persönlichkeiten, „Menschen, die verantwortungsbewusst handeln, und das muss ausstrahlen in die Unternehmen, in die Branchen, und dann muss dem eine klare, rechtliche Regulierung entsprechen.“
Es brauche zudem eine Veränderung des allgemeinen Klimas, des kulturellen Bewusstseins, die dahin gehe, „dass wir nur das wirtschaftliche Handeln verantworten können, das nachhaltig ist, das Gesichtspunkte der internationalen Gerechtigkeit berücksichtigt und das die soziale Marktwirtschaft wirklich ernst nimmt“. In der Wirtschaft „brauchen [wir] ein klareres Verhältnis zwischen funktionierender Selbstkontrolle, öffentlicher Bewusstseinsbildung und politischer, rechtlicher Regulierung.“
Ökumene: Über Gründe der Reformation Verständigung erzielen
Das Verhältnis der evangelischen und katholischen Kirche soll im Rahmen des Reformationsjubiläums 2017 intensiver werden, wenn es nach Huber geht. Darauf wollten die beiden Kirchen gemeinsam zugehen – mit unterschiedliche Akzenten: „Evangelisch sagen wir: Ja, das ist ein Jubiläum. Katholisch wird gesagt: Nein, das ist äußerstenfalls ein Gedenken. Aber wir erinnern uns zusammen, und ich glaube, es ist nach wie vor ein gutes und erreichbares Ziel, über die Gründe und Folgen der Reformation und ihre Bedeutung für heute und morgen mehr Verständigung zu erzielen, als wir bisher hatten“, sagt Huber. Diese Ebene sei mindestens so wichtig wie sozialpolitische Fragen wie die des Lebensschutzes, bei der sich die Kirchen einig seien.
Papst Franziskus hat laut Huber eine „gewaltige ökumenische Ausstrahlung“. Er ist dem Pontifex während dessen Zeit als Erzbischof von Buenos Aires begegnet. Über Kardinal Reinhard Marx, dem neuen ersten Mann an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz, sagt Huber: „Er lebt aus der Zuversicht des Evangeliums und versteht das auch ganz leibhaft, dass die Freude am Leben eigentlich auch eine Ausdrucksform der Freude am Evangelium sein kann.“ Der Protestant hoffe, dass dies der katholischen Kirche in Deutschland gut tue und dem Miteinander der Kirchen auch einen zusätzlichen Schwung verleihe. (pro)
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