Huber grenzt Christentum von gewalttätigem Fundamentalismus ab

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, hat sich deutlich gegen eine Vermengung des christlichen Glaubens mit fundamentalistischen Tendenzen in anderen Religionen ausgesprochen. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte Huber, eine "Wischi-Waschi-Toleranz" gegenüber anderen Religionen bedeute gerade keinen Respekt.
Von PRO

Für ihn könne es ein Christentum ohne Mission nicht geben, sagte Huber in der aktuellen Ausgabe des Hamburger Magazins. „Ich vertrete keinen Relativismus, der alles gleichgültig macht und bei dem niemand für die eigenen Überzeugungen steht.“ Der christliche Glaube habe einen „unaufgebbaren Kern darin, dass Christen Gott allein die Ehre geben, deswegen nichts Weltliches vergötzen. Und weil sie nichts Weltliches vergötzen, respektieren sie die gleiche Würde eines jeden Menschen. Aus diesem Grund sind sie aller Verherrlichung von Gewalt abhold. Das ist ein klares Kriterium für die Abgrenzung von fanatischen und fanatisierenden Formen von Religion“.

Dies bedeute jedoch nicht, dass ein Christ nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden dürfe. Diese Unterscheidung sei vielmehr „elementar lebensnotwendig“. Zudem sei es wichtig, keine „Wischi-Waschi-Toleranz“ zu praktizieren: „Das Leugnen von Unterschieden (zwischen den Religionen) ist gerade kein Ausdruck von Respekt. (…) Ein muslimisches Gebet, ein jüdisches Gebet und ein christliches Gebet sind nicht ein und dasselbe.“

„Jesus von Nazareth war kein Gewalttäter oder Feldherr“

Er habe nie verstanden, „wie man einen angeblich zwangsläufigen Rückzug der Religion behaupten und gleichzeitig feststellen konnte, dass die Veränderungen von 1989 in der DDR und Polen ohne die Kirchen nicht zustande gekommen wären“, so der 65-Jährige. Huber bedauerte, dass es immer wieder die Situation gegeben habe, wo Religion zur Legitimation von Gewalt verwendet wurde. „Zugleich stellen wir fest, dass es keine andere Kraft gibt, die mehr Widerstandspotential gegen die Gewalt mobilisiert als Religion. Es trifft nicht zu, dass es ausschließlich im Wirkungsbereich von Religion zu Gewaltanwendung kommt. Die Vorstellung, wenn erst einmal überall atheistische Regime herrschten, dann hätten wir keine Gewalt mehr, ist schlicht unzutreffend. Oder wie sollte man erklären, dass die fürchterlichsten Gewalttaten auf dem europäischen Kontinent im 20. Jahrhundert im Namen von dezidiert atheistischen Regimen verüben worden sind?“

In Bezug auf den Islam sagte Huber: „Mohammed war nicht nur Prophet, er war auch Kriegsherr. Wenn man dagegen an die Geschichte des Christentums denkt, dann gibt es beklagenswerte Konstellationen, in denen Glaube und Gewalt verbunden waren. Aber das ist keineswegs die generelle Grundlinie des christlichen Glaubens. (…) Sie werden nirgendwo feststellen können, dass Jesus von Nazareth ein Gewalttäter oder ein Feldherr gewesen wäre.“ Die Kreuzzüge bezeichnete Huber als „merkwürdiges und beklagenswertes Phänomen“.

Religion könne nicht darauf reduziert werden, dass manch ein Politiker von einer „Achse des Bösen“ oder von einem „Reich des Bösen“ spreche. „Denn daneben gibt es eine neue Zuwendung zu Spiritualität. Es gibt neues Leben in Kirchengemeinden, in Kommunitäten, in Klöstern und auf Pilgerwegen.“ (PRO)

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