HR-Chefredakteur besucht August-Hermann-Francke-Schule in Gießen

G i e ß e n (PRO) - Einblicke in den Fernsehjournalismus haben am Freitag Schüler der privaten August-Hermann-Francke-Schule in Gießen erhalten. Der Chefredakteur Fernsehen des Hessischen Rundfunks (HR), Alois Theisen, erläuterte vor Schülern der 11. bis 13. Klasse, wie Medien arbeiten – und sprach dabei auch über Wertmaßstäbe im Journalismus.
Von PRO

„Journalisten haben eine Verantwortung, die sie täglich vor große Herausforderungen stellt“, sagte HR-Chefredakteur Alois Theisen am Freitag vor Schülern der August-Hermann-Francke-Schule im mittelhessischen Gießen. Der Medienprofi und erfahrene Fernsehjournalist war von Schulddirektor Lothar Jost zu einem Vortrag eingeladen worden, um den Schülern Einblicke in die Arbeit von Journalisten zu geben und gleichzeitig über die Balance zwischen Quote und Qualität eines öffentlich-rechtlichen Senders zu sprechen.

„Entsprechend eines unserer schulischen Leitziele ist es uns wichtig, hochqualifizierte Fachleute an unserer Schule zu haben, die unsere Schüler dabei unterstützen, sich kritisch mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen – in diesem Fall der Arbeit des Medium Fernsehen – auseinanderzusetzen“, erläuterte Schulleiter Lothar Jost zu Beginn der Veranstaltung.

Von der Verantwortung der Medien

Die Verantwortung, so Alois Theisen, die Journalisten in ihrer täglichen Arbeit haben, werde etwa an dem „Gesetz über den Hessischen Rundfunk“ vom 2. Oktober 1948 deutlich, das detailliert darlegt, welche Aufgaben sein Sender habe. „Die Darbietungen sollen Nachrichten und Kommentare, Unterhaltung, Bildung und Belehrung, Gottesdienst und Erbauung vermitteln und dem Frieden, der Freiheit und der Völkerverständigung dienen“, zitierte Theisen aus dem Gesetz. Zudem dürften die Beiträge nicht „das sittliche und religiöse Gefühl verletzen“ und „Sendungen, die Vorurteile oder Herabsetzungen wegen der Nationalität, Rasse, Farbe, Religion oder Weltanschauung eines Einzelnen oder einer Gruppe enthalten, sind nicht gestattet“. Grundsätzlich gelte, dass die Berichterstattung „wahrheitsgetreu und sachlich“ sein muss.

„Journalisten sind immer auch Generalisten“

„Das ist ein hehrer Anspruch an unsere Berichterstattung“, so der HR-Chefredakteur, der durchaus selbstkritisch zugab, dass es auch angesichts dieses Anspruches dennoch immer wieder zu Fehlern in der Berichterstattung komme. „Wenn Fehler gemacht werden, muss aber nicht immer eine Absicht dahinter stecken. Zwar versuchen sich auch manche Journalisten durch Übertreibungen und damit bewusste Falschdarstellungen als investigative Berichterstatter zu profilieren, doch in den meisten Fällen kommt es aufgrund vieler äußerer Umstände zu Fehlern in den Berichten.“ Hinzu komme, dass „Journalisten immer auch Generalisten sind und keine Spezialisten“, so Theisen.

Der HR-Chefredakteur ermutigte die Schüler, sich als Fernsehkonsumenten mit Lob und Kritik einzubringen. „Jeder Zuschauer, der der Ansicht ist, der Sender verstoße gegen die im Rundfunkgesetzt festgeschriebenen Grundsätze, kann und sollte sich beschweren.“ Leserbriefe und Kommentare würden in den Redaktionen sehr genau wahrgenommen. „Neben der Quote, die jeden Tag überprüft wird, sind die Zuschauerreaktionen wichtig und werden täglich gelesen.“

„Hardliner“-Sendung: „Gründlich schief gegangen“

Alois Theisen nahm in diesem Zusammenhang auch zu der umstrittenen Reportage „Die Hardliner des Herrn“ Stellung, die vom Hessischen Rundfunk produziert und am 11. Juli im Ersten gesendet wurde. „Wir haben vor der Ausstrahlung in der Redaktion sehr ausführlich gerade über die Szene gesprochen, in der eine Bibel ‚brennt'“, erläuterte Theisen. Diese Sequenz hätten die Autoren als ein „stilistisches Mittel“ eingebaut und damit jedoch keine religiösen Gefühle verletzen wollen. „Das aber ist gründlich schief gegangen“, sagte Theisen. Insbesondere nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung über die Sequenz seien zahlreiche Leserbriefe beim HR Fernsehen eingegangen, in denen sich Zuschauer kritisch zu der Szene geäußert hätten.

Theisen ermutigte die Schüler der August-Hermann-Francke-Schule in Gießen, sich über Wege in die Medien zu informieren. „Trotz aller Herausforderungen und Verantwortung ist der Beruf des Journalisten einer der spannendsten und abwechslungsreichsten Tätigkeiten, die man sich vorstellen kann.“

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