Das Jahr 2010 war aufgrund der bekannt gewordenen Missbrauchsfälle für die Katholische Kirche ein "katastrophales Jahr", fasst die Tageszeitung "Die Welt" zusammen. Die Mitglieder treten in Scharen aus, viele wechseln zur Evangelischen Kirche. Und die Aussichten für 2011 sehen kaum besser aus.
Von PRO
Foto: Mike_tn / flickr
Wahrscheinlich sind im Jahr 2010 in Deutschland erstmals mehr Katholiken als Protestanten aus ihrer Kirche austreten, berichtet die "Welt". Offizielle Angaben werden erst im kommenden Sommer vorliegen. "Die bisherigen Zahlen aus zehn der 27 katholischen Bistümer lassen einen Rekord erwarten." Während im Jahr 2008 nur 121.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken kehrten, waren es bereits 2009 etwa 124.000. Doch auch bei den Protestanten traten 2008 170.000 Menschen aus der Kirche aus.
Bei den zehn katholischen Bistümern seien die Austrittszahlen besonders zwischen März und Mai gewachsen, als die Empörung über die Missbrauchsfälle ihren Höhepunkt erreicht habe. Besonders dramatisch ist die Entwicklung laut "Frankfurter Rundschau" im Bistum Rottenburg-Stuttgart, wo von Januar bis Mitte November 17.169 Katholiken ihren Austritt erklärten (2009: 10.619). An zweiter Stelle der Liste der Bistümer mit den meisten Austritten in diesem Jahr steht Augsburg, wo die die Affäre um den Bischof Walter Mixa bekannt wurde, der in den 70er und 80er Jahren minderjährige Heimkinder geschlagen haben soll. In diesem Bistum traten in diesem Jahr 11.351 Menschen aus der katholischen Kirche aus.
Die amtskirchenkritische Gruppierung "Wir sind Kirche" warnt davor, die Krise "auszusitzen", berichtet die "Welt", die einen detaillierten Zeitstrahl mit den wichtigsten Ereignissen im Kirchenskandal angefertigt hat. Bislang sei es den Leitern der 27 Diözesen nicht einmal gelungen, sich auf ein im September angekündigtes Wort an die Gemeinden zu einigen, kritisiere "Wir sind Kirche".
Immer mehr Katholiken werden Protestanten
Die Bischöfe haben sich noch nicht von dem Schock erholt, den die "Lawine von sexuellen Missbrauchsfällen und drei spektakuläre Bischofsrücktritte" ("Die Welt") ausgelöst habe. Auch wenn die meisten Verfehlungen zwar schon lange zurücklägen, seien sich die Bischöfe einig: Die Affären wirken "so entsetzlich, wie wenn sie heute geschehen wären".
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann hofft, zumindest einige der Menschen, die sich von der Kirche abgewandt hätten, zurückgewinnen zu können. "Jeder einzelne Austritt schmerzt und ist einer zu viel", sagte Hofmann der dpa.
Laut der "Süddeutscher Zeitung" treten immer mehr Katholiken zu den Protestanten über. Allein die evangelische Landeskirche in Bayern verzeichnete demnach bis Ende November mehr als 5.000 Eintritte; in den vergangenen Jahren waren es im Schnitt um die 3.500 gewesen. Neben den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche habe Anfang 2010 aber auch die große Popularität der damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann eine Rolle gespielt, hieß es. (pro)
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