Homo-Eltern bald in niederländischen Schulbüchern

In niederländischen Schulbüchern sollen künftig auch homosexuelle Eltern vorkommen. Der Bürgermeister von Amsterdam, Eberhard van der Laan, verspricht sich davon mehr Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.
Von PRO

Bereits in der Grundschule sollen Kinder künftig lernen, dass es neben der Vater-Mutter-Kind-Familie auch andere Lebensentwürfe gebe, sagte der Amsterdamer Bürgermeister Eberhard von der Laan gegenüber der niederländischen Tageszeitung „Volkskrant“. Er forderte außerdem die Schulen dazu auf, endlich auch homosexuelle Ehen als Selbstverständlichkeit zu behandeln. In der Volksschule sieht van der Laan den richtigen Zeitpunkt, um „vorurteilsfrei über Werte und Normen“ zu diskutieren. In der Pubertät sei dies nicht mehr möglich. Wie „Focus Schule“ berichtet, will der Schulbuchverlag Noordhof Uitgeverij das Thema aufgreifen. In Zukunft wolle man bei der Gestaltung der Schulbücher des Verlages darauf achten, dass die gesellschaftliche Realität von homosexuellen Partnerschaften angemessen widergespiegelt wird.

„Lehrbücher sind immer mit unserem Alltag verbunden“, zitiert das Magazin Frans Grijzenhout, den Direktor des Verlages. Wenn es in Lesebüchern um den Familienurlaub gehe, sehe man auf Zeichnungen Kinder mit Vater und Mutter – „das geht doch auch anders“. So wie inzwischen muslimische Mädchen mit Kopftuch oder Menschen anderer Kulturen in den Lehrbüchern vorkämen, könne man auf ähnliche Weise auch Homosexualität für Kinder erkennbar machen. Künftig könnte dann eine Textaufgabe im Mathematikbuch so lauten: „Papa und Papa kaufen ein Auto. Das Auto kostet 15.600 Euro. Wenn sie das Geld bar bezahlen, bekommen sie 15 Prozent Rabatt. Wie viel müssen Peters Väter für das Auto bezahlen?"

Keine "Homo-Schulbücher" an christlichen Schulen

In den Niederlanden ist die gleichgeschlechtliche Ehe seit 2001 der Ehe von Mann und Frau gleichgestellt. Dazu gehört auch das Recht, Kinder zu adoptieren.

Die Idee, durch Schulbücher zu mehr Toleranz zu kommen, hat wohl auch die Ursache in zunehmenden Beschimpfungen, Anpöbelungen und sogar Überfällen auf Homosexuelle in Amsterdam. Laut Bürgermeister van der Laan geht die Gewalt oft von Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus.

Niederländische Christen kritisierten den Plan: Der Schule dürfe nicht die Homo-Emanzipation aufgezwungen werden, forderte das „Reformatorisch Dagblad“, die größte Zeitung orthodox-protestantischer Christen. Die Vereinigung für christlich-reformierte Bildung (VGS) gab bekannt, dass es an den mit ihr verbundenen Einrichtungen auf keinen Fall „Homo-Schulbücher“ geben werde.

Niederländische Praxis – Signal für deutsche Schulbücher?

Verena Radkau vom Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (Braunschweig) sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, es sei „gut vorstellbar“, dass von dem niederländischen Vorstoß ein Signal für deutsche Schulbücher ausgehe.

In Deutschland dürfen gleichgeschlechtliche Paare bisher keine fremden Kinder adoptieren, die leiblichen Kinder des Partners dürfen allerdings adoptiert werden. FDP-Politiker setzen sich seit längerem für eine Reform des Adoptionsrechtes ein, um künftig auch gleichgeschlechtlichen Paaren die gemeinschaftliche Adoption zu erlauben. CDU und CSU lehnen dies ab.

Laut einer Studie der Universität Bamberg gibt es in Deutschland 13.000 Frauen- und Männerpaare, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben. Nach Schätzungen wachsen 16.000 Kinder bei gleichgeschlechtlichen Paaren auf, die große Mehrheit davon bei lesbischen Frauen. Die meisten Kinder stammen aus früheren heterosexuellen Beziehungen. 2.200 dieser Kinder leben bei eingetragenen Lebenspartnerschaften. Laut der Bamberger Studie wächst der Anteil von Kindern, die in einer Homo-Partnerschaft durch künstliche Befruchtung entstehen.

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