Homo-Debatte: Kauder in der Kritik

Unions-Fraktionschef Volker Kauder lehnt ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare ab. Dafür hagelt es nun Kritik von der Opposition, aber auch aus den eigenen Reihen. Zustimmung gab es von der Evangelischen Allianz.

Von PRO

Um christliche Werte und die Präimplantationsdiagnostik sollte es in einem Interview Kauders mit der "Frankfurter Rundschau" gehen. Nun schlägt das Gespräch Wellen, allerdings nicht wegen der Debatte um Gentests an Embryos. "Ich glaube nicht, dass sich Kinder wünschen, in einer homosexuellen Partnerschaft aufzuwachsen", sagte der CDU-Politiker der Zeitung. Die "Tageszeitung" (taz) kritisierte umgehend, die Beiträge des der Evangelischen Allianz nahestehenden Fraktionsvorsitzenden seien nicht auf der Plattform der Aufklärung geboren, sondern glichen Predigten von der Kanzel. "Hilfreich wäre es daher, den Laizismus für alle verbindlich im deutschen Grundgesetz zu verankern", fordert das linkspolitische Blatt. Sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte habe festgestellt, dass gleichgeschlechtliche Paare, die in einer festen und stabilen Familie leben, unter den Begriff "Familie" fielen.

Grüne: "Viele glückliche Regenbogenkinder"

Der Lesben- und Schwulenverband mahnte laut "Rheinischer Post" an, Kauders Aussagen seien "schäbig und das glatte Gegenteil von verantwortlicher Familienpolitik". Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, nannte Kauders Äußerungen eine "Herabsetzung aller homosexuellen Eltern". Der Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion für die Belange von Lesben und Schwulen, Johannes Kahrs, erklärte, Volker Kauder sei entgangen, "dass ein Kind sicherlich lieber bei gleichgeschlechtlichen Eltern als in einem Kinderheim aufwächst". Das Adoptionsrecht sei eines der Gebiete, auf denen Schwule und Lesben und ihre Kinder immer noch diskriminiert würden – "dank Leuten wie Volker Kauder", teilte Kahrs mit. Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, erklärte in den WAZ-Zeitungen: "Ich kenne viele glückliche Regenbogenkinder. Ich freue mich über jeden Erwachsenen, der verantwortungsbewusst Kinder großzieht."

Kritik an Kauder kam auch aus den Reihen der Koalition: Die stellvertretende FDP-Bundestagsfraktionschefin Miriam Gruß nannte seine Aussage "absurd". Die "Rheinische Post" zitiert die 35-Jährige: "Es ist nicht die Aufgabe von Herrn Kauder zu entscheiden, was sich Kinder wünschen. Für Kinder ist es entscheidend, dass sie stabile Bindungen haben." Der Bundesvorsitzende der Schwulen und Lesben in der Union, Alexander Vogt, sagte den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe: "Kauders Aussage ärgert mich sehr. Vor allem, weil sie ohne Not gemacht wurde."

Allianz: Für Kauder steht Kindeswohl an erster Stelle

Unterstützung erhält Kauder von Hartmut Steeb, dem Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz. "Volker Kauder hat deutlich gemacht, dass das Kindeswohl an erster Stelle stehen muss. Dem kann ich nur ausdrücklich zustimmen. Jedes Kind hat das natürliche Recht auf seine natürlichen Eltern. Das ist auch das Beste für ein Kind", sagte er gegenüber pro. Es stelle sich nicht die Frage, ob ein Kind in einem Kinderheim oder bei gleichgeschlechtlichen Paaren besser aufgehoben sei, zumal es vielfach mehr geeignete Ehepaare für Adoptionen gebe als überhaupt zur Adoption bereitstehende Kinder, so Steeb im Hinblick auf die Äußerung von Kahrs. (pro)

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