"’Anständig‘ Geld verdienen – im doppelten Sinn des Wortes – trifft offensichtlich den Nerv der Zeit", schreibt Holthaus. In einer "Zeit der Unübersichtlichkeit" sehnten sich viele Menschen nach verlässlichen Normen und Tugenden, auch in der Wirtschaft. "Dem Leben fehlt es heute nicht an Breite, sondern an Tiefe. Die derzeitige Wertedebatte ist deshalb Ausdruck wirtschaftlicher Verwerfungen und einer latenten Sinnkrise", findet Holthaus, und schreibt weiter: "Die Spirale der Gier, die einseitig auf schnellen Erfolg getrimmte Unternehmensstrategien und das Wegdrücken der Verantwortung an andere haben ein Desaster herbeigeführt, das seinesgleichen sucht." Der "ehrbare Kaufmann" sei in Vergessenheit geraten.
Dabei seien Werte und Erfolg keine Gegensätze. Wer integer sei, dem könne man vertrauen – "ein Megawert in unserer Zeit". Wer etwa Transparenz zu seiner Unternehmensphilosophie mache, ernte Respekt. Verlässlichkeit, Loyalität, Fleiß, Disziplin und Korrekturfähigkeit seien "Mehrwerte", die sich durchaus am Markt behaupten könnten. "Führungskräfte müssen sich ihrer Vorbildrolle bewusst werden", mahnt Holthaus. Es gebe nichts Wichtigeres, als dass man über "unsere" Spitzenkräfte sage: "Auf die kann man sich verlassen. Ihr Wort zählt noch. Das sind Menschen, denen man vertraut."
Dr. Stephan Holthaus ist Dekan und Dozent für Ethik an der Freien Theologischen Hochschule in Gießen und lehrt Wirtschaftsethik an der Technischen Hochschule Mittelhessen (Studium Plus). Er ist außerdem Leiter des "Instituts für Ethik & Werte". Im "Brunnen"-Verlag ist 2011 sein Buch "Mit Werten führen: Erfolgsrezepte für Menschen in Verantwortung" erschienen. (pro)