Holmer im Deutschlandfunk: Würde es wieder tun

Kurz vor dem Ende der DDR fand der abgesetzte Staatschef Erich Honecker mit seiner Frau Asyl in der Wohnung des evangelischen Pastors Uwe Holmer. Dem Deutschlandfunk sagte Holmer jetzt: Er würde es wieder tun.
Von Jonathan Steinert

Den 40. Jahrestag der DDR hatte Erich Honecker am 7. Oktober 1989 noch als Oberhaupt des sozialistischen Staates gefeiert, zehn Tage später wurde er von seiner Partei entmachtet. Die Wohnung in Berlin-Wandlitz wurde ihm gekündigt. Als die Staatsführung im Januar 1990 einen Unterschlupf für das Ehepaar Honecker suchte, fragte sie bei Pastor Uwe Holmer, damals Leiter der „Hoffnungstaler Anstalten“ in Lobetal bei Berlin, an.

Sofort habe er sich mit den Mitarbeitern beraten, erzählte Holmer jetzt dem Deutschlandfunk. Drei Stunden hätten sie darüber diskutiert, ob sie Honeckers aufnehmen sollten oder nicht. „Wir wussten: Das kann auch Unruhe geben.“ Dann, so schildert es Holmer, besannen sie sich darauf, dass sie im Gottesdienst jeden Sonntag das Vaterunser beteten mit der Zeile: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Der heute 92-Jährige weiter: „Dann sagten wir: ‚Wir können doch nicht das Vaterunser beten und dann tun wir das nicht.‘ Und nach drei Stunden waren wir einstimmig bereit: ‚Ja, wir wollen das.‘“

Honeckers kamen in den Kinderzimmern der Pfarrwohnung unter: In den Zimmern derer, die in der DDR kein Abitur machen durften, „weil es das SED-Regime nicht wollte“; bei der Institution, die die SED immer bekämpft hatte, betont der Beitrag. Zwei Monate blieben sie dort. Das Ehepaar saß auch mit Familie Holmer am Esstisch, inklusive Tischgebet. „Und da haben sie die Hände gefaltet, den Kopf gebeugt, so wie man das beim Beten macht. Was sie gedacht haben, war mir egal“, berichtet Holmer und versichert: Er würde es wieder tun.

Anfang März wurde bekannt, dass Jan Josef Liefers als Regisseur einen Spielfilm über Honeckers Kirchenasyl dreht.

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