Hochmut kommt vor dem Zerwürfnis

In Dresden prallten am vergangenen Montag gesellschaftliche Fronten aufeinander. Die wechselseitige Abneigung rührt von der Überheblichkeit der Beteiligten her. Der Weg zu anspruchsvoller Einheit ist Demut. Ein Kommentar von Daniel Frick
Von PRO
Einheitsdämmerung: In Dresden spiegelte sich am Sonntag der gesellschaftliche Zwist wider

Ausgerechnet der Tag der Deutschen Einheit am vergangenen Montag hat gezeigt, wie zerrissen dieses Land ist. Für die Politiker war der Gang durch die Dresdner Altstadt ein Spießrutenlauf. Wütend rief „das Volk“ längst bekannte Parolen wie „Politikerpack“, „Merkel muss weg“ oder „Hau ab!“.
Keiner dieser Sprüche wirkt raffiniert oder durchdacht. Das allerdings entspricht wiederum der Politik, besonders der der letzten Monate. Die Entscheidung für den Kurs in der Flüchtlingspolitik seit September 2015 war ad hoc gefallen. Die Feministin Alice Schwarzer hat das Ganze in der politischen Monatszeitschrift Cicero dann auch „naiv“ genannt. Dazu ist nur zu sagen: Das Entsetzen über die Regierung darf so groß sein, wie es der jeweils eigene Anspruch an die Berliner Staatenlenker erlaubt.
Höhere Erwartungen dürfen die Demonstranten in Dresden auch an diejenigen haben, von denen sie beobachtet werden; eine Bewertung des Geschehens geht jedenfalls raffinierter und durchdachter als mit einem „Bäh“ auf Facebook. Dieser zur Schau gestellte Ekel fand sich auch bei einem Journalisten, der vor laufendem Smartphone im Fernsehen bekanntgab, froh zu sein, nach dem Geschehen in Dresden wieder in Berlin zu sein. Dort muss das Leben wirklich angenehmer sein als in der deutschen Wirklichkeit.

Ein biblisches Problem

Was die drei beschriebenen Gruppen verbindet, ist Überheblichkeit. Eine Regierungschefin, die erst durch Druck von rechts zu einem – hoffentlich ernstgemeinten – Fehlereingeständnis kommt; Demonstranten, die so tun, als ob sie die Regierungsgeschäfte noch heute übernehmen könnten; und Beobachter, die in ihrer Bewertung klar machen, dass sie sich mit „Dresden“ eigentlich gar nicht mehr abgeben wollen.
Überheblichkeit macht Einheit unmöglich. Im kleineren Kreis macht sie Gemeinschaft unmöglich. Der Apostel Paulus warnt davor im Philipperbrief. Seine Antwort darauf ist Demut. Und er stellt Jesus als Vorbild hin, mit dem Höhepunkt im „Christus-Hymnus“ im Kapitel 2. Im griechischen Text steht dort übrigens kein Wort von einer „Entäußerung“ Jesu, wie Luther übersetzt hat, sondern von einer „Demütigung“, wörtlich einer „Entleerung“. Jesus demütigte sich selbst vor Gott, der Rest ist Heilsgeschichte.
Niemand muss diesen zentralen christlichen Text für mehr oder weniger raffinierte Dogmen heranziehen. Genau genommen taugt er nur für einen einfachen Gedanken, der aber umso bedeutsamer ist: Es ist Demut, die echte Gemeinschaft ermöglicht; und Demut wird es sein, die echte Einheit möglich macht. (pro)Kommentar: Lasst uns den Frieden bewahren (pro)
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