„Himmlische Karikaturen“: Lachen erlaubt!?

Witze über Religion macht man nicht. Oder doch? Wolfram Weimer, Chefredakteur des Magazins "Cicero" plädiert für Letzteres. In seinem Buch "Himmlische Karikaturen" hat er Zeichnungen zusammengetragen, die sich kritisch aber vor allem humoristisch mit dem Thema "Glaube und Gesellschaft" auseinandersetzen.
Von PRO

„Es gibt eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz.“ Diese biblische Aussage hat sich Wolfram Weimer zu Herzen genommen – und sich für das Lachen entschieden. In seinem Buch „Himmlische Karikaturen“ greift er dafür ein Thema auf, über das, spätestens seit Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“, weltweit kaum noch gewitzelt wurde: Die Religion.

Weimer zeigt religionskritische Karikaturen

„Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, könnte deshalb als Motto über Weimers Zusammenstellung religions- und gesellschaftskritischer Zeichnungen stehen. Namenhafte Karikaturisten wie Fritz Behrendt, Thomas Plassmann oder Barbara Henniger widmen sich in Weimers Band dem Konsumwahn, christlichen Konfessionskonflikten oder der Auseinandersetzung mit dem Islam. Das Risiko, dem ein oder anderen Gläubigen damit auf die Füße zu treten, nimmt Weimer, Chefredakteur des Magazins „Cicero“, in Kauf, und das aus gutem Grund. „Eine Religion und eine Kultur, die das Lachen und die Kritik nicht mehr ertragen können, verlieren ihre Integrität“, schreibt er im Vorwort seines Buches.

Für Christen gelte dies im Besonderen, habe doch schon Jesus die Tradition der humoristischen Übertreibung gepflegt, etwa bei der Frage nach dem Splitter im Auge des Gegenübers im Vergleich zum Balken, der die eigene Sicht einschränke. Auf die Frage „Gehen Religion und Humor zusammen?“ gibt es für Weimer folglich nur eine Antwort. Ja. Das, so schreibt er, dürfe nicht nur für Christen gelten. Jeder Versuch religiöser Fundamentalisten, den Humor zu unterdrücken, müsse mit Widerstand beantwortet werden. „Unter dem Signum, Verletzung religiöser Gefühle werden die Freiheitsräume künstlerischer und journalistischer Ausdrucksformen zusehends eng gemacht“, ist er sich sicher.

„Von Jesus lernen“

„Von Jesus lernen“ lautet für Weimer die Devise und das gilt auch beim Humor. Nach Jesu Vorbild erhofft er sich vom politisch-kritischen Witz eine „deutliche Botschaft, karikaturhafte Übertreibung und dennoch Respekt vor dem Anderen und seinem Glauben.“ So ist das Kunststück zu bewerkstelligen, witzig zu sein und gleichzeitig zu kritisieren, sich über den Anderen lustig zu machen, ohne jedoch zu verletzen. Weimer präsentiert in seinem Buch Künstler, die dieses Prinzip verstanden haben. Nun ist es am Leser, die Zeit des Lachens trotz manch kritischem Unterton, einzuläuten. „Der Christ macht sich über das Vorletzte lustig, während ihm das Letzte unantastbar und heilig bleibt“, zitiert Weimer im Vorwort der „Himmlischen Karikaturen“ und bringt die Kunst der religiösen Karikatur damit auf den Punkt: Über Religion darf gelacht werden. In den Grenzen, die die Achtung des Gegenübers gebietet. (PRO)

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