Pastor Jan Kohler sehe mit seiner Lederjacke, Lederstiefeln und den engen, schwarzen Jeans aus wie ein Rockstar. „Lasst uns Jesus einen großen Applaus geben“, zitiert der Artikel „Total close mit Gott“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) den Prediger. Kohler predigt an dem Tag über die Heilung des Gelähmten, die im Markusevangelium zu lesen ist. Er „läuft über die Bühne wie der ehemalige Microsoft-Chef Steve Ballmer, kerzengerade, voller Energie, die Arme geöffnet als hielte er eine Rede vor Aktionären“, schreibt der Autor des Artikels. Etwa 300 Menschen seien zu dem Gottesdienst gekommen. Einige der jungen Besucher sähen aus „als seien sie direkt aus Berlin nach Konstanz gebeamt worden“.
Hillsong gehöre zur „bedeutendsten Strömung der Pfingstbewegung, der charismatischen Bewegung“. Der Glaube an die Gaben des Heiligen Geistes, darunter Weisheit, Glaubenskraft und Wunderheilung, sei für die Mitglieder besonders wichtig. Die Bibel werde wortgetreu ausgelegt. „Christlicher Glaube wird zur spirituellen Erfahrung“, stellt der Autor fest. Nicht trockene Liturgie, sondern Emotionen seien wichtig.
„Ist das alles völlig harmlos?“ fragt der Redakteur. Sei der Grund für die hohen Besucherzahlen, dass herkömmliche Gottesdienste „zu kalt“ geworden seien? Ein Seelsorger der Gemeinde berichtet dem FAZ-Autor, in seiner früheren Kirchengemeinde habe er sich nie wohl gefühlt und nicht einmal gewusst, ob der Pfarrer ihm überhaupt zuhöre. Über die Hillsong-Gemeinde in Konstanz sagt er: „Hier habe ich einen Gott gefunden, in dessen Schoß ich mich setzen und zu dem ich ‚Papi‘ sagen kann.“