Hetzportal wiederbelebt

Die Internetseite "kreuz-net.info" will offenbar "kreuz.net" beerben. Nach massiver öffentlicher Kritik ging "kreuz.net" im Dezember offline. "Kreuz-net.info" nennt sich ebenfalls katholisch und ist seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich - inhaltlich wie optisch.

Von PRO

Thematisch gibt es offenbar wenige Unterschiede zwischen Vorbild und Nachfolger. "Kreuz-net.info" beschäftigt sich mit "Schwulenmessen", dem Islam und vermeintlichen Missachtungen des katholischen Glaubens in der Gesellschaft. In einem Auftaktartikel vom 19. Dezember schreibt ein anonymer Autor: "So bleibt als Ziel, eine ähnliche Beitragsqualität wie ‚kreuz.net‘ zu erreichen, so daß das kolportierte Zitat eines Aachener Pfarrers Realität wird: ‚In Rom ist es so üblich, daß man morgens, bevor man die Fensterläden aufmacht, erst mal ‚kreuz.net‘ liest, um zu sehen, was es in Deutschland Neues gibt.’" Zugleich rufen die Macher "Autoren und Informationsgeber" der abgeschalteten Seite zur Mitarbeit auf.

Im Gegensatz zu "kreuz.net" verfügt die neue Seite über ein Impressum mit Adresse in Wien, genannt wird auch ein Klarname. Die Betreiber der Vorgängerseite blieben bis zum Schluss anonym. Die Initiative "Stoppt kreuz.net" hat unterdessen vor "kreuz-net.info" gewarnt: "Wir vermuten, dass der Betreiber ein Trittbrettfahrer ist", sagte der Koordinator der Initiative, David Berger, laut "Spiegel Online". Jetzt versuche man, auf der Sympathiewelle, die nach der Abschaltung vor allem in reaktionären Kreisen entstanden sei, zu reiten und das Erbe anzutreten. Berger sieht darin einen "Reliquien-Kult um die kreuz.net-Trümmer".

Keine Kommentare, eindeutiges Impressum

Die neue Seite sieht "kreuz.net" zwar zum Verwechseln ähnlich, bietet aber keine Kommentarfunktion. Ein weiterer Unterschied: Der Server befindet sich laut "Spiegel Online" in Deutschland, was die Betreiber der deutschen Strafjustiz zugänglich macht. "Damit geht anonyme Denunziation und Verleumdung wie bei kreuz.net nicht mehr", ist sich Berger sicher. Zuletzt hatte die Berliner Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung gegen die Betreiber von "kreuz.net" ermittelt. Dort war unter anderem gegen den vertorbenen schwulen Comedian Dirk Bach gehetzt worden. Der Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, hatte sich von der Seite distanziert. Es handle sich bei dem Portal um "kein katholisches Medium". Dies sei seit langem sichtbar, sagte er zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz im vergangenen Jahr. (pro)

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