Hetzkampagne gegen deutschen Islamkritiker

Im ägyptischen Fernsehen hat ein Salafist zum Mord an dem deutsch-ägyptischen Publizisten Hamed Abdel-Samad aufgerufen. Der Islamkritiker istabgetaucht, gab sein Verlag bekannt. Am Donnerstag verurteilte Außenminister Guido Westerwelle den Mordaufruf.
Von PRO

"Ich bin ernsthaft besorgt um seine Sicherheit und erwarte von der ägyptischen Regierung, dass sie Aufrufe zur Gewalt unterbindet und konsequent gegen die Urheber des Mordaufrufs vorgeht", teilte Westerwelle mit. Das Auswärtige Amt stehe in direktem Kontakt mit Abdel-Samad und habe ihm Hilfe angeboten.

Der Autor seinerseits nehme den Mordaufruf ernst und sei derzeit untergetaucht, heißt es von Seiten seines Verlags Droemer Knaur in München. "Wir sind schockiert über die Verfolgung unseres Autors und unterstützen ihn, soweit wir können", sagte Verlagsleiterin Margit Ketterle gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Sie betonte, wie wichtig die von Abdel-Samad geführte, kritische Aufklärung über den Islam sei. "Für die wird er nun mit dem Tod bedroht", erklärte Ketterle.

Bereits in einem Gespräch mit Spiegel Online vom vergangenen Sonntag bestätigte der Islamkritiker, dass er die Morddrohungen ernst nähme. "Sie sind schließlich sehr direkt“, sagte er.

Der Führer der militant-islamistischen Bewegung „Dschamaa Islamiya“, Scheich Assem Abdel-Maged, hatte am vergangenen Wochenende öffentlich zum Mord an dem Islamkritiker aufgerufen. Abdel-Maged gilt als enger Verbündeter des ägyptischen Präsidenten Mursi. „Außerdem versucht Abdel-Maged, die Vorwürfe gegen mich zu instrumentalisieren und meine Religionskritik als repräsentativ für alle Oppositionellen darzustellen.“

Unmittelbar nach seinem Referat über religiösen Faschismus in der ägyptischen Hauptstadt habe die Hetzkampagne gegen ihn im Internet begonnen, sagte der 41-Jährige gegenüber Spiegel Online. Auf Facebook seien Fotos von ihm mit der Überschrift „Wanted Dead!“ veröffentlicht worden, darüber hinaus seien Adressen bekanntgegeben worden, wo er sich regelmäßig aufhalte. Schließlich hätten ägyptische Fernsehsender die Vorwürfe aufgegriffen, wiederholt und Video-Sequenzen von seinem Vortrag veröffentlicht. „Am Freitagabend hat Abdel-Maged dann auf dem Sender Al-Hafez alle Ägypter dazu aufgerufen, mich sofort zu ermorden“, erklärt der deutsch-ägyptische Publizist.

Abdel-Samad: „Mursis Verhalten unhaltbar“


In dem Vortrag hatte Abdel-Samad ausgeführt, warum sich der „religiöse Faschismus im Islam“ nicht erst mit dem Aufstieg der Muslim-Bruderschaft ausgebreitet habe. „Meiner Meinung nach ist er im Islam selbst begründet, nämlich als der Prophet Mohammed den Islam als Monokultur durchsetzte“, erklärte der Publizist gegenüber Spiegel Online. „Ich finde es unhaltbar, dass Mursi es nicht verurteilt, wenn im ägyptischen Fernsehen offen und mehrfach zum Mord aufgerufen wird.“

Als deutscher Staatsbürger erwarte er, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und auch Außenminister Westerwelle „den Aufruf aufs Schärfste kritisieren und Präsident Mursi dazu aufrufen, ihn ebenfalls zu verurteilen“.

Abdel-Samad ist Publizist und Politologe. Im Alter von 23 Jahren kam er nach Deutschland, um hier sein Studium fortzusetzen. Er arbeitete mehrere Jahre am Institut für jüdische Geschichte an der Universität München. Darüber hinaus ist er Verfasser mehrerer Bücher, wie „Der Untergang der islamischen Welt“ oder „Mein Abschied vom Himmel“. Seit 2011 sitzt er im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung. (pro/dpa)

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