Hessische Debatte um „mehr C“

Bei der Bundestagswahl hat auch die CDU in der Zustimmung der Wähler eingebüßt. Genauer: Die Partei mit dem C im Namen hat ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 eingefahren. Der hessische CDU-Fraktionschef Christean Wagner forderte daher in dieser Woche sehr deutlich Konsequenzen.
Von PRO

"Wir müssen uns mutig zu unserem christlichen Glauben bekennen. Wir
müssen klar und deutlich sagen, dass wir als Partei auf einem
christlichen Fundament stehen. Das kommt mir bisher zu kurz", sagte
Wagner der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Mittwoch. Seine Partei
müsse wieder "stärker konservative Wähler ansprechen und das C in
unserem Parteinamen betonen". Denn mit dem C verbinde die Union ein
"christliches Wertefundament", auf das sie stolz sein müsse.

Als
Beispiel nannte Wagner die Bewahrung des menschlichen Lebens bei den
Themen Embryonenschutzgesetz und Spätabtreibungen. "Hier müssen wir
deutlich von einer christlichen Grundlage aus diskutieren." Wagner
sprach sich außerdem gegen die vom künftigen Koalitionspartner FDP
geforderte Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften mit der
Ehe aus. Der FAZ sagte der CDU-Politiker: "Hier gilt wortwörtlich für
mich der Artikel 6 des Grundgesetzes, wonach Ehe und Familie unter dem
besonderen Schutz der Verfassung stehen. Bei aller Toleranz in Fragen
der persönlichen Lebensverhältnisse darf es hier keine Gleichstellung
geben."

"Fundamentalismus": Replik der Grünen

Natürlich ließ die Replik auf die Forderungen Wagners
nicht lange auf sich warten. "Christean Wagners Kampf gegen die
Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften ist keine
Rückbesinnung auf christliche Werte, sondern Missbrauch des
christlichen Glaubens für eine Gesellschaftspolitik von vorgestern",
ließen die Hessischen Grünen am Donnerstag verbreiten. "Nicht
Nächstenliebe, sondern Hass gegen Andersartigkeit, nicht
Barmherzigkeit, sondern unbarmherzige Ausgrenzung gesellschaftlicher
Minderheiten, nicht Toleranz, sondern intolerante Benachteiligung
anderer kennzeichnen seine Politik. Das ist nicht christlich, sondern
in höchstem Maße unchristlich", erklärt der rechtspolitische Sprecher
der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Jürgens. Wagner
wolle, so heißt es in der Presseerklärung weiter, "den christlichen
Glauben verengen auf einen reaktionären Fundamentalismus. Das muss bei
allen, denen christliche Werte tatsächlich etwas bedeuten, auf heftigen
Widerspruch treffen", so Jürgens.

Die Diskussion in Hessen
über die Bedeutung des C in der Politik und die daraus zu ziehenden
möglichen Konsequenzen für konkrete politische Entscheidungen zeigt
erneut deutlich, auf welchen Widerspruch diejenigen Politiker stoßen,
die mutig genug sind für die Einforderung des C. Und die dennoch
entschlossen genug sind, ihre Meinung auch gegen Widerstand
aufrechtzuerhalten. Denn nur so schärft eine Partei ihr Profil – und
das hat die CDU durchaus nötig, wie Christean Wagner richtig anmahnt.

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