Heinrichs Mission

Seit fast vier Jahren sitzt der ehemalige Heilsarmee-Offizier Frank Heinrich für die CDU im Deutschen Bundestag. In seinem neuen Buch erklärt er, was er an der SPD und den Grünen schätzt und warum ihn die Intoleranz mancher Christen besonders ärgert.

Von PRO

„Für mich passt das sehr gut zusammen, Christ und Politiker,” schreibt Frank Heinrich, sechs Jahre nach seinem Eintritt in die CDU und knapp vier Jahre nach der Wahl zum Bundestagsabgeordneten. Heinrich ist ein Unikum: Als erster Heilsarmee-Offizier sitzt er im Parlament der Bundesrepublik. Der studierte Sozialarbeiter kam einst durch ein Praktikum zur Heilsarmee. Während der Ausbildung arbeitete er ehrenamtlich bei der Heilsarmee. In einem offenen Café las er gemeinsam mit Obdachlosen und Straftätern in der Bibel: „Ich mag sie trotz ihrer Schrägheit und sie mögen mich trotz meiner Schrägheit”, resümiert er im biografischen Buch „Mission: Verantwortung”, das er gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Uwe Heimowski verfasst hat. Es erscheint am Freitag im Neufeld Verlag.

Herz. Mund. Hand.

Im Buch geht Heinrich nicht nur auf seine Vergangenheit ein, er beschreibt auch, wie er seinen Glauben als Politiker lebt: „Drei Hauptelemente braucht es beim Christsein”, ist er überzeugt: „Erstens einen tiefen Glauben – das ist ein klares Wissen über das, was mir wichtig ist, und eine ehrliche Beziehung zu Gott. Zweitens ein Bekenntnis dazu, also die Bereitschaft, für diesen Glauben Rede und Antwort zu stehen, wenn ich danach gefragt werde. Und drittens: die barmherzige Tat. Mit anderen Worten: Herz, Mund und Hand.” Politik bedeutet für ihn, sich dafür zu engagieren, dass das Zusammenleben von Menschen funktioniert. „In der Politik geht es um das Miteinander in unserer Stadt, unserem Land und in unserer Welt. In diesem Sinn ist jeder Christ, der sich für die Menschen und das Leben einsetzt, Politiker.” Heinrich bedauert, dass nur wenige Freikirchler politisch aktiv seien. „Es ist verpönt. Doch unsere Gesellschaft braucht noch viel mehr politisch aktive Christen.”

Obwohl Heinrich selbst mittlerweile Teil der CDU ist, glaubt er, dass keine einzelne Partei für die Belange der Christen in Deutschland steht. „An der SPD schätze ich das große Thema der Gerechtigkeit, besonders im Hinblick auf die Arbeiterklasse”, schreibt er und sieht auch eine inhaltliche Nähe der Heilsarmee zu den Sozialdemokraten. „Bei den Grünen gefallen mir die großen Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, die für Christen natürlich keine Fremdwörter sind. Wir nennen es eben nur anders, nämlich Bewahrung der Schöpfung.“ Das passt zum einstigen politischen Engagement Heinrichs in der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). „Bei der ÖDP ging es ganz stark um konservative Werte wie etwa die Familie, oder um grüne Werte wie die Bewahrung der Schöpfung. Da fand ich mich wieder und ich entschied mich, diese recht kleine Gruppe zu unterstützen. Also wurde ich Mitglied.” Jahre später, im Sommer 2007, trat er schließlich in die CDU Chemnitz ein. „Im Programm fand ich viele thematische Übereinstimmungen, auch als Christ konnte ich mich hier einfinden.” Nach wie vor ist für ihn eins wichtig: „Es gibt für mich, das mag sich noch so platt anhören, keine christliche Politik. Es gibt Themen von Politik, bei denen die meisten Christen eine relativ einheitliche Meinung haben, aber das sind nur sehr wenige.”

Gegen PID und die Diskriminierung von Homosexuellen

Dennoch gebe es Dinge, die er als Christ rundheraus ablehne und gegen die er sich dann auch als Politiker stark mache. Ein Beispiel sei die Präimplantationsdiagnostik (PID). Er könne auch kein Sterbehilfegesetz unterzeichnen, „das unter dem Deckmantel ‚einer Beihilfe zur Selbsttötung’ einer unkontrollierbaren Tötung von alten und kranken Menschen Vorschub leistet. Auch wehre ich mich vehement gegen jede Form von Diskriminierung, zum Beispiel auch gegenüber Homosexuellen”.

Gegen eine Sache verwehrt sich der Politiker: „Wenn mir etwa jemand erklären will: ‚Als Christ muss man …’ und daraus folgert, dass ich muss … Ich finde diesen Satz nur platt, denn es könnte ja auch gute Argumente für das genaue Gegenteil geben. Zum Beispiel beim Militärdienst. Die einen sagen, du musst den Militärdienst verweigern, weil Gott gegen Gewalt ist. Die anderen sagen, du musst die Verantwortung für die Verteidigung deiner Familie übernehmen und kämpfen. Beide haben gute Argumente auf ihrer Seite. Wer hat das Recht, den einen oder den anderen moralisch abzuurteilen oder gar das Christsein infrage zu stellen?”

„Schade, wenn gerade Christen intolerant sind”

„Es ist wirklich schade, wenn gerade Christen so intolerant sind”, folgert Heinrich. Ihm sei es trotz seiner Mitgliedschaft im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz wichtig, nicht ausschließlich als Evangelikaler wahrgenommen zu werden. „Ich finde es wichtig und angemessen, sich in der Öffentlichkeit zu bestimmten Werten zu bekennen.” Die Mitgliedschaft in einer christlichen Kleinpartei komme für ihn aber nicht in Frage: „Poster aushängen mit Bibelversen, das halte ich für nicht legitim. Das ist für meine Begriffe Mission. Hier wird die politische Tätigkeit missbraucht, und dann stimmt etwas nicht.” Zudem halte er den realpolitischen Anspruch kleiner Parteien für begrenzt. „Wer das Ziel hat, in dieser Gesellschaft tatsächlich etwas zu bewegen, wird das grundlegend wohl kaum mit einer kleinen Partei erreichen können.” Am Ende äußert er dann doch noch einen frommen Wunsch in Richtung Leser: „Betet für mich und meine Kollegen. Wir brauchen das.” (pro)

Frank Heinrich: „Mission: Verantwortung”, 125 Seiten, Neufeld Verlag, 12,90 Euro, ISBN 978-3-86256-039-4

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