Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich wünscht sich mehr Vielfalt und Einfühlungsvermögen bei den Themen Homosexualität und Gleichstellung. Im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) forderte er, den „aggressiven missionarischen Eifer“ abzulegen.
Von PRO
Foto: www.frankheinrich.de
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich fordert mehr Repekt in der Debatte um den Bildungsplan in Baden-Württemberg
Frank Heinrich kritisierte die Einseitigkeit, mit der das Thema Gleichstellung diskutiert werde. Im Interview mit epd bezeichnete er die Debatte als „sexualisiert“. Themen wie Treue, Familie, Zusammenhalt und Beistand würden darin ausgeklammert. „Lesben fühlen sich zurecht diskriminiert, wenn sie auf Sexualität reduziert werden“, sagte er. Heinrich wies außerdem darauf hin, dass konservative Werte auch in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gelebt würden.
Bei der Gleichstellungsdebatte müssten beide Seiten aufeinander zugehen und sich über die eigene Einstellung klar werden: „Die Frage muss sich der Schwule stellen, der andere als ‚homophob‘ verunglimpft, und auch der Christ, der das Ende der Zeiten heranbrechen sieht.“ Heinrich betonte, dass für einen Christen die Nächstenliebe an erster Stelle stehen sollte. „Werte wie Treue, Wertschätzung, Menschenwürde und Gleichheit münden im Liebesgebot“, sagte er. Oft werde die jeweils eigene Meinung über Homosexualität wichtiger als Liebe und Wertschätzung gegenüber dem anderen.
Adoptionsrecht: Untersuchungen abwarten
Auf die Frage, wie er mit den Aussagen der Bibel zum Thema Gleichgeschlechtlichkeit umgehe, sagte der Politiker: „Ich bin skeptisch bei der Frage, ob das Alte und Neue Testament ausreichen, um jemanden zu verurteilen.“ Der Umgang mit Reichtum oder Macht spiele in der Bibel eine größere Rolle als das Thema Homosexualität. Das Wort Gottes müsse im historischen Kontext gelesen werden. Als Beispiel nannte Heinrich Zwangsprostitution und Sklaverei: „Das war früher christlich gerechtfertigt – mit mehr Bibelstellen als denen, die gegen Homosexualität sprechen.“
Der Gleichstellung im Adoptionsrecht steht der Politiker jedoch kritisch gegenüber. Dabei komme es auf die Grundwerte an. Im Grundgesetz sei verankert, dass eine Familie aus Vater und Mutter bestehe. Das wünscht sich Heinrich für jedes Kind. Bei dem Thema sei es aber auch wichtig, die Untersuchungen zum Kindeswohl in homosexuellen Partnerschaften abzuwarten und sich nicht auf ungesicherte Behauptungen zu stützen.
Allianz trägt Mitschuld am konservativen Image
An der Diskussion um den Bildungsplan in Baden-Württemberg kritisierte Heinrich, dass der Schwerpunkt zu sehr auf das Thema „sexuelle Vielfalt“ gelegt werde. Auch die Rolle der Medien bewertete er negativ: „Beim Bahnhof Stuttgart 21 hat man begeistert berichtet, wieviele Menschen sich zu Wort melden, die 200.000 Stimmen der Petition gegen den Bildungsplan werden pauschal als ‚homophob‘ abgestempelt.“ Das sei billige Polemik. Einige Christen zeigten aber auch zu wenig Respekt vor Andersdenkenden und der erste Entwurf der Petition sei verletzend gewesen. Heinrich bezieht sich dabei auf die Stellen, an denen Homosexuellen eine höhere Selbstmordrate unterstellt worden sei. Für beide Seiten gelte, den „aggressiven missionarischen Eifer“ beiseite zu legen.
Bei all diesen Themen werde der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) in der Öffentlichkeit eine konservative Haltung zugeschrieben. Heinrich betonte stattdessen, dass es innerhalb der Allianz viele unterschiedliche Positionen gebe. „Hartmut Steeb, der Generalsekretär, ist ein guter Freund von mir, aber wir haben nicht in allen Punkten die gleiche Meinung“, sagte der CDU-Politiker. Die DEA trage jedoch eine gewisse Mitschuld an ihrem konservativen Image. Gerade das Thema Homosexualität mache sie „aus Reflex“ zu ihrem Thema. Heinrich empfahl, das Thema hinter verschlossenen Türen breiter zu diskutieren und erst dann an die Öffentlichkeit zu gehen. Heinrich ist selbst Mitglied im Hauptvorstand der DEA. (pro)
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