Heiner Geißler: Mehr politisches Evangelium in den Kirchen
Die Unantastbarkeit menschlicher Würde, Liebe zum Nächsten und zu Gott und eine stärkere Orientierung an der Person Jesu, das fordert der CDU-Politiker Heiner Geißler. In dem von der Rheinischen Post veröffentlichten Gespräch sagt Geißer: „Ich bin Christ – wegen Jesus.“ Zugleich zweifelt er an einem Leben nach dem Tod.
Von PRO
Foto: www.heiner-geissler.de
Die heutige Wirtschaftsordnung entspreche nicht dem, was Jesus gefordert habe, bemängelte Geißler. Heutzutage beherrsche das Geld die Menschen. Jesus habe genau das Gegenteil verkündigt. „Seine Predigten handeln davon, dass das Geld den Menschen nicht beherrschen darf, sondern ihnen dienen soll“, sagte der Politiker. Genau das müsse die Kirche verstärkt thematisieren. Geißler bezeichnete es als einen Skandal, dass einige Wenige im Reichtum lebten, soziale kirchliche Einrichtungen wie Caritas und Diakonie aber „um jeden Euro kämpfen müssen“. Die Reichen sollten mehr zur sozialen Sicherheit der Bevölkerung beitragen, forderte er. Die Kirche äußere sich dazu jedoch kaum. „Sie verweigern die echte Nachfolge“, sagte Geißler.
Von der Kirche erwartet Geißler eine stärkere Betonung der politischen Dimension des Evangeliums. Die Evangelien zusammen mit den Paulusbriefen entwickeln für ihn die wichtigste Lehre für das menschliche Zusammenleben. Es gehe um die Unantastbarkeit der menschlichen Würde und um die Gleichstellung der Liebe zum Nächsten und zu Gott. Das sei eine revolutionäre Botschaft mit der Kraft „die Welt zu verändern“. Diese politische Dimension müsse das Christentum darstellen. In der Kirche gehe es jedoch oft nur um dogmatische Aussagen. Weder in Liturgie noch in öffentlichen Stellungnahmen komme diese Botschaft zum Ausdruck.
Schwerpunkt auf der Person Jesu
Dem Politiker geht es deshalb hauptsächlich um die Person Jesu und um dessen Lehre. „Ich bin Christ – wegen Jesus“, sagte er. Dieser sei ein mutiger Mann gewesen und habe die „glänzendste, menschlichste und beste Lehre verkündet und die größte Volksbewegung in Gang gesetzt hat, die es in der Geschichte je gegeben hat.“ Ob Jesus allerdings neben seinem Menschsein auch Gott war, dessen ist sich Geißler nicht sicher. Die Wundertaten Jesu, von denen die Evangelien berichten, klammere er außerdem aus. Seiner Ansicht nach, sei es den Evangelisten darum gegangen, Jesus in ihrem historischen Kontext darzustellen. In der damaligen heidnischen Welt habe nur derjenige etwas gegolten, der Wunder vollbringen konnte. „Die ersten Christen wollten nicht, dass ihr Gott dem nachstand“, erklärte Geißler seine persönliche Sicht auf die Existenz der Wundergeschichten. Außerdem seien die Evangelisten nur „Endredakteure“ gewesen und hätten die Überlieferungen bearbeitet.
Keine „Allianz zwischen Macht und Altar“
Vom einmaligen Segen des Papstes an Weihnachten oder Ostern, um alle Sünden zu erlassen, hält Geißler nichts. Genauso wenig wie von dem Glauben mancher Bergsteiger, „auf dem Gipfel seien sie Gott näher“. „Solche Vorstellungen gehören in das Kapitel: Verdummung der Menschen“, sagte er. Moderne und aufgeklärte Menschen gäben sich damit nicht zufrieden. Ihre Suche nach Gott entspringe zum Beispiel der Angst vor dem Tod oder der Hoffnung auf Besserung schlimmer Zustände. Trotzdem dürfe man Menschen gegen solche Ängste kein Paradies im Jenseits versprechen. Dann wehre sich niemand mehr gegen Missstände in dieser Welt. Es dürfe keine „Allianz zwischen Macht und Altar“ geben, so Geißler.
Trotz allem zweifelt der 83-Jährige an einem Leben nach dem Tod. Er sei da „sehr unsicher“. (pro)
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