Heilige Kriegerinnen beunruhigen Verfassungsschutz

Immer mehr Muslimas in Deutschland entdecken den "Heiligen Krieg" für sich. Manche sammeln Spenden in Internetforen, andere trainieren in pakistanischen Terrorcamps. Der Verfassungsschutz zeigt sich besorgt.
Von PRO

Luisa S. hat ihr Leben dem Heiligen Krieg gewidmet. Nach ihrem Übertritt zum Islam ist sie mit ihrem Ehemann, dem Deutsch-Afghanen Javad S., und der gemeinsamen Tochter von Bonn nach Pakistan ausgewandert, wo sie nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" bis heute im Stammesgebiet Wasiristan lebt. Ihrer Mutter hatte S. einen Abschiedsbrief hinterlassen: Sie wolle unterdrückten Muslimen helfen, die Mutter müsse sich keine Sorgen machen, sie reise in eine sichere Region.

Die Wahrheit sah anders aus: Das Ehepaar wollte gegen die pakistanische Regierung und die NATO-Soldaten in Afghanistan kämpfen. Javad S. wurde im Oktober 2009 bei einem Gefecht mit pakistanischen Soldaten im Alter von 22 Jahren erschossen. "Ich habe mich für ein Leben hier entschieden und werde auch weiter meine Pflicht im Dschihad erfüllen", sagte Luisa S. in einem Internet-Video nach dem Tod ihres Mannes. Relativ zügig heiratete sie erneut einen deutschen Islamisten.

Al-Kaida entdeckt Frauen als Zielgruppe

Das Terrornetzwerk Al-Kaida hat Frauen wie Luisa S. als neue Zielgruppe entdeckt und fördert gezielt ihre Radikalisierung. Im Onlinemagazin "Al-Shamikha" ("Die Majestätische") etwa gibt es  Lebenshilfe für Ehefrauen islamistischer Kämpfer: So wird laut der "Welt" zum Beispiel erklärt, wie man Kriegsverletzungen versorgt, aber auch, wie man trotz Ganzkörperverhüllung einen "gesunden Teint" bekommen kann.

In einem anderen Internetforum diskutieren Islamistinnen darüber, wie sie ihre Kinder am besten im Sinne des Dschihad erziehen können oder ob eine gute Muslima nur Hausfrau und Mutter sein, oder selbst zur Waffe greifen dürfe. Der Verfassungsschutz spricht von "weiblichen Netzwerkstrukturen analog zu den männlichen Netzwerken", die sich in der realen Welt fortsetzten.

Verfassungsschutz: aktive und passive Dschihadistinnen

Im Mai hat das Bundesamt für Verfassungsschutz unter dem Titel "Frauen in islamistisch-terroristischen Netzwerken in Deutschland" eine Analyse der Rolle von Frauen in Terrornetzwerken herausgebracht. Demnach hätten sich "einige Frauen aufgrund persönlicher Motive radikalisiert" und forderten nun unabhängig von männlichen Einflusspersonen "eine aktive Rolle im Dschihad ein". Ein Beispiel sei die Ulmer Deutsch-Türkin Filiz G., Ehefrau des "Sauerland-Bombers" Fritz G. 2009 habe sie eigenständig und "äußerst energisch" damit begonnen, im Internet Spenden für Terrorgruppen zu sammeln. Sie verfasste über 1.000 Beiträge im größten deutschsprachigen Dschihadisten-Forum, übersetzte radikale Texte ins Deutsche und arbeitete dem Anführer einer deutsch-türkischen Gruppe in Wasiristan zu. Über ein "Spendenkonto für Witwen und Waisen" überwies Filiz G. Ende 2009 insgesamt 2.450 Euro an Terroristen. Im März 2011 wurde sie wegen Unterstützung einer Terroristischen Vereinigung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Neben diesen "aktiven" Dschihadistinnen spricht der Verfassungsschutz auch von eher "passiven" Mitläuferinnen, die nach einem streng traditionellen muslimischen Rollenverständnis leben. Sie seien ihren Ehemännern "gehorsam und aufopferungsvoll" ergeben, wie zum Beispiel die konvertierte Deutsch-Polin Elisabeth W. Sie folgte 2008 ihrem Mann, dem Al-Kaida-Terroristen Bekkay Harrach, unter enormen Strapazen über den Iran nach Pakistan. Dort lebt sie, wie die Behörden vermuten, noch heute. Ihr Mann wurde inzwischen bei einem Angriff auf einen amerikanischen Stützpunkt in Afghanistan getötet.

Bislang galten in Deutschland 130 der gut 37.000 Islamisten als "Gefährder", die permanent unter polizeilicher Beobachtung stehen. Nur sechs von ihnen sind Frauen. Sollten jedoch, wie diese und andere Beispiele zeigen, hinter der Mehrzahl der "Gotteskrieger" loyale Ehefrauen stehen, dürfte die tatsächliche Zahl höher liegen. (pro) 

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