„Heidenspaß-Festival“ gegen Kirchentags-Subventionierung

Wenn in knapp zwei Wochen der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag in Bremen ausgerichtet wird, freuen sich nicht alle Bremer darüber. Ein Verein namens "Bremer Atheisten- und Freidenker-Union" (BAFU) will unweit des Kirchentaggeländes an einem Tag ebenfalls Kulturveranstaltungen durchführen. Die Kirchentagsgegner wirken unter dem Namen "Heidenspaß-Festival".
Von PRO

„Mai 2009. Ganz Bremen freut sich über den Kirchentag! Ganz Bremen? Natürlich nicht!“, heißt es in der Ankündigung der „Freidenker“. Aus Protest dagegen, dass das Land Bremen den Kirchentag mit 7,5 Millionen Euro unterstützt, wollen sie am 23. Mai im Kulturzentrum „Schlachthof“ ebenfalls ein kulturelles Programm durchführen. Unweit der Bremer Messe sind für das atheistische Festival eine Kinderparty, eine Lesung, ein Vortrag und ein Konzert geplant. Das Kulturzentrum ist ebenfalls Veranstaltungsort für Kirchentags-Veranstaltungen wie Bibelarbeiten, Musik, Theater und Kleinkunst. Man wolle „der Übermacht der Gläubigen trotzen“, sagten die Initiatoren der örtlichen Freidenker-Union am Mittwoch in Bremen.

Zum Kirchentag werden vom 20. bis zum 24. Mai rund 100.000 Dauerteilnehmer erwartet – die meisten davon sind unter 30 Jahre. Seit 1949 finden Evangelische Kirchentage statt, seit 1957 alle zwei Jahre. Eingeladen sind Menschen aller Religionen. An der Durchführung des Kirchentages sind fast 50.000 Menschen ehrenamtlich beteiligt, eine Tageskarte kostet 28,- Euro, eine Dauerkarte 89,- Euro.

Der Sprecher des Bremer Atheisten-Vereins, der etwa 20 Mitglieder hat, Andreas Beyer, will nicht von einer „Gegenveranstaltung“ zum Kirchentag, sondern von einer „Alternativveranstaltung“ sprechen. Gegenüber dem Medienmagazin pro sagt er, der Verein habe sich im Frühjahr 2008 gegründet, um gegen das christliche Jugendfestival „Christival“ zu agieren.

Atheisten fürchten „religiöse Übermacht“

Nach Auffassung der Atheisten widerspricht eine finanzielle Unterstützung des Kirchentages der Neutralität des Staates in Weltanschauungsfragen. Beyer sieht in der fünftägigen Großveranstaltung mit rund 2.500 Einzelveranstaltungen den missionarischen „Aufmarsch“ einer Glaubensgemeinschaft. Die Kirche fordere eine gesellschaftspolitische Macht, die ihr in Zeiten schwindender Mitgliederzahlen nicht mehr zustehe. Ihre Vereinssatzung hingegen plädiert für die Förderung der Freiheit, „sich öffentlich wie nichtöffentlicht zu religiösen oder nichtreligiösen Anschauungen zu bekennen oder dies zu unterlassen“.

Der Bremer Senat unterstützte bislang nur Großveranstaltungen der beiden großen christlichen Kirchen. Beyer habe diesbezüglich bereits 2007 eine entsprechende Anfrage an den Senat gestellt.

Die Bremer Filmkunst-Theater zeigen während der Zeit des Kirchentages den religionskritisch-satirischen Film „Religulous“. Die Bremer Straßenbahn-AG (BSAG) hatte es indes abgelehnt, Werbung der atheistischen Buskampaqne auf ihre Busse zu kleben. Auf den Aufklebern sollte stehen: „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“. Die Organisatoren wollten während des Kirchentages Gesinnungsgenossen eine Stimme geben. „Bei uns wird es keine Werbung mit Aussagen über Politik und Religion geben“, entgegnete der BSAG-Sprecher laut dem Evangelischen Pressedienst (epd). (PRO)

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