Nicht nur die Vereinsräume der Organisationen in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, sondern auch Privatwohnungen mehrerer führender Mitarbeiter und die Islamschule Braunschweig sind von den Behörden durchsucht worden. "Einladung zum Paradies" und das "Islamische Kulturzentrum Bremen" seien verdächtig, gewaltsam einen islamistischen Gottesstaat errichten zu wollen, hieß es.
So soll der Vorsitzende von "Einladung zum Paradies", Muhamed Seyfudin Ciftci, gesagt haben: "Wir müssen überzeugt sein für unsere Sache (…) Am Ende dieser Sache steht der Tod." Ciftci fordere unter anderem einen Staat auf Grundlage der Scharia, Todesstrafe bei Abfall vom Islam und Körperstrafen bei Diebstahl. Er soll zudem als Mudschahedin im Bosnien-Krieg gekämpft haben. Das Bundesinnenministerium teilte am Mittwoch mit, 230 Einsatzkräfte hätten insgesamt 30 Objekte durchsucht und umfangreiche potentielle Beweismittel sichergestellt, die nun ausgewertet werden müssten. Festnahmen habe es nicht gegeben.
Online-Missionare für Allah
Neben Ciftci ist der Konvertit Pierre Vogel ein weiteres bekanntes Gesicht der Bewegung. Nach einer Karriere als Boxer trat er 2001 zum Islam über. Schlagzeilen machte Vogel unter anderem mit einer Ansprache in Mönchengladbach, in der er Bundeskanzlerin Angela Merkel riet, in Problemvierteln wie Berlin-Neukölln die Scharia einzuführen. Im August wurde bekannt, dass "Einladung zum Paradies" in Mönchengladbach eine Islamschule eröffnen wollte. Der Plan scheiterte, wohl auch wegen des starken öffentlichen Widerstandes der Bevölkerung. Die Gruppe ist zudem besonders im Internet aktiv. Auf einer eigenen Webseite wirft vor allem Pierre Vogel der Presse immer wieder Hetze gegen Muslime vor.
Anfang Dezember wurde öffentlich, dass Vogel, auch bekannt als Abu Hamza, an Weihnachten in Berlin zum Glauben an Allah aufrufen will. Das dreitägige Seminar mit dem Titel "Wer hat dich geschaffen?" ist kostenlos. Verfassungsschützer vermuten hinter dem unscheinbaren Anstrich jedoch mehr als vermeintlich harmlose Bekehrungsversuche. Teilnehmer solcher Seminare liefen Gefahr, in die salafistische Szene hineingezogen zu werden, erklärte eine Mitarbeiterin des Berliner Verfassungsschutzes gegenüber pro. Die Behörden seien wachsam, verbieten könne man eine solche Veranstaltung jedoch nicht.
Den Salafismus bezeichnen Experten als "religiös-fundamentalistische Strömung des Islam". Salafisten lehnen Anpassungen der Islamauslegung an veränderte gesellschaftliche und politische Gegebenheiten als unislamisch ab. Die islamistische Ideologie des Salafismus ist vielschichtig. Das Spektrum reicht von apolitischen Anhängern bis hin zu Gläubigen, die die Anwendung von Gewalt zur Erreichung ihrer Ziele befürworten. (pro)