Harms wirbt für Versöhnung im Atomstreit

Für einen Konsens aller Parteien in der Atompolitik hat die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, Rebecca Harms, am Sonntag in Berlin geworben. In der Kirche St. Matthäus erklärte sie in einer Gastpredigt, sie wünsche sich eine wahre Versöhnung – ganz wie Petrus sie in der Bibel verlange.

Von PRO

Nicht selten sei es ihr Wunsch gewesen, "dass ich allen Anhängern der Atomkraft das Maul stopfe, wo auch immer sie mir begegnen", erklärte Harms im Rahmen der "Kanzelreden zur Reformation und Freiheit". Allzu oft habe sie gedacht, "das gute Ziel rechtfertigt drastische Mittel". Doch: "So gut ein Anliegen auch ist oder scheint: Der, um dessen Maul es geht, wird das kaum als gute Tat empfinden, wenn es gestopft wird." So interpretierte Harms eine Stelle aus dem 1. Petrusbrief, die lautet: "Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft, als die Freien und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes."

"Auch Bürger haben Lust am Showdown"

Der Streit um die Atomkraft in Deutschland stehe heute an einem Punkt, an dem aus der Minderheits- die Mehrheitsmeinung werden könne. "Traurig, dass es dafür Fukushima brauchte. Furchtbar, dass Tschernobyl dafür nicht genug war. Schade, dass jetzt das Ringen darum, wer dem anderen das Maul stopft, genauso bedeutend erscheint, wie der Wunsch nach Lösungen", sagte Harms. Das läge allerdings "nicht nur an den Regeln, die wir Akteure auf der politischen Bühne selber setzen. Auch Bürger haben Lust am Showdown und sind selber lieber bei den Überlegenen. Um dann aber den ewigen Streit eitler Politiker, deren Unfähigkeit sich zu einigen, bitter zu beklagen".

Ein wirklicher Konsens nach biblischem Vorbild würde ihrer Meinung nach bedeuten, dass nicht einer oder eine Partei oder die Regierung gewinne, sondern dass der Erfolg in der Einigung, der Versöhnung liege. Harms erklärte: "Ich wünschte, Klaus Töpfer, Ulrich Beck und die anderen Ethik-Experten würden heute der Kanzlerin nicht nur ihren Rat zur technischen Machbarkeit des Ausstiegs geben. Eine Empfehlung für Wege zur Einigung, die trägt, wäre schön. Und ich wünschte, Philipp Rösler, Sigmar Gabriel, Claudia Roth und Gesine Lötzsch hätten alle gleichermaßen Lust auf Verständigung in diesem historischen Fenster, das durch die furchtbare Katastrophe von Fukushima aufgestoßen wurde."

Seit Ostern predigen regelmäßig Politiker in St. Matthäus. Neben den CDU-Abgeordneten Wolfgang Schäuble und Volker Kauder standen auch die SPDler Kerstin Griese oder Hubertus Heil auf der Kanzel. Am kommenden Sonntag spricht Hermann Otto Solms (FDP). (pro)

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