„Happy Slapping“ immer weiter verbreitet

Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen mit dem Phänomen des "Happy Slapping" in Berührung, bei dem Gewalt mit Handys gefilmt wird. Darauf hat am heutigen Freitag der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) aufmerksam gemacht. Die Experten mahnen an, dass den Jugendlichen der Ernst der Sache verdeutlicht werden sollte.
Von PRO

Jeder zehnte jugendliche Handybesitzer in Deutschland hat schon einmal Pornografie oder Gewaltdarstellungen auf sein Mobiltelefon geschickt bekommen. Doch nicht nur das: 29 Prozent der Handybesitzer haben bereits mitbekommen, wie eine Prügelei mit dem Handy aufgezeichnet wurde, damit die Aufzeichnung anschließend auf andere Handys verschickt werden konnte. Gegenüber dem Vorjahr sind das fast doppelt so viele Jugendliche (2006: 17 Prozent).

Für den Bericht „Jugend, Information, Multimedia“ wurden vom mpfs 1.200 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren befragt. Das Phänomen des „Happy Slapping“ scheint vor allem unter jüngeren Jugendlichen aufzutauchen: Fast ein Drittel der 12- bis 15-Jährigen war schon einmal Zeuge davon, bei den älteren Jugendlichen kommt dies seltener vor, der Anteil geht auf ein Viertel zurück (16-17 Jahre: 27 Prozent, 18-19 Jahre: 24 Prozent).

Auch die Art der Schule macht einen Unterschied aus: An Hauptschulen ist der Anteil derer, die das Filmen einer Schlägerei schon einmal mitbekommen haben, mit 44 Prozent mehr als doppelt so hoch wie an Gymnasien (21 Prozent), die Realschule liegt mit einem Anteil von 30 Prozent im Mittelfeld.

Fast alle Jugendlichen (94 Prozent) haben ein Mobiltelefon. Der Datenaustausch wird durch die gute Ausstattung der Handys begünstigt. Zwei Drittel aller Jugendlichen haben ein Handy mit Bluetoothschnittstelle, die den kostenfreien Austausch ermöglicht. Über vier Fünftel der Handys haben eine Kamera und sind internetfähig.

Laut der Studie ist die Verbreitung von gewalthaltigen oder pornografischen Videodateien via Mobilfunk 87 Prozent der jugendlichen Handybesitzer bekannt.

Trotz seines Namens ist „Happy Slapping“ kein Spaß

„Was das Thema Gewalt am Handy betrifft, sind zwei unterschiedliche Aspekte zu beachten“, erklärt mpfs-Leiter Thomas Rathgeb im Gespräch mit dem Nachrichtendienst „Pressetext“. Der erste Punkt betreffe die so genannte „indirekte Gewalt“, also das Verschicken von Videos mit gewalttätigen oder pornografischen Inhalten. „In diesem Sektor konnten wir 2007 im Vergleich zum Vorjahr eine relativ ähnliche Größenordnung feststellen, was die Zahl der Missbrauchsfälle betrifft“, so Rathgeb. Besonders bedenklich sei hingegen die Entwicklung auf einem zweiten Gebiet. „Jeder dritte Junge und jedes vierte Mädchen aller Schularten sind bereits mit dem Phänomen ‚Happy Slapping‘ in Berührung gekommen“, sagt der mpfs-Leiter. Dies sei eine deutliche Zunahme gegenüber dem Wert von 2006.

Rathgeb empfiehlt Eltern, sich schon vor dem Kauf eines Handys für ihre Kinder gründlich zu überlegen, welche technische Ausstattung sinnvoll ist. „Jugendliche sollten auch stärker darauf hingewiesen werden, dass ein derartiges Handeln kein Spaß ist“, rät der mpfs-Experte. Besonders was das „Happy Slapping“ betrifft, bewege man sich da nämlich bereits ohne Zweifel im strafbaren Bereich.

Die JIM-Studie (Jugend, Information, Multimedia) beobachtet seit 1998 die Medienwelt und den Medienalltag junger Menschen in Deutschland. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem SWR, der Zeitungs-Marketing Gesellschaft (ZMG), der Bundeszentrale für politische Bildung, den Landeszentralen für politische Bildung Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie der Stiftung Lesen durchgeführt. (PRO)

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