„Handelsblatt“-Beilage über Priester mit steiler Karriere

Die "Handelsblatt"-Beilage "Perspektiven" erzählt in ihrer Ausgabe vom Montag die spannende Geschichte von einem erfolgreichen amerikanischen Journalisten und Theologen, der von gut bezahlten Jobs in Deutschland zur Armen-Seelsorge in den USA wechselte. Christopher Worthley war Pressesprecher der Allianz-Versicherung und ist nun Geschäftsführer der Allianz-Foundation – und Priester.
Von PRO

In dem Bericht stellen Markus Ziener (Text) und Stefan Falke (Fotos) Worthley vor, der sich in der Epiphaniaskirche „Church of the Epiphany“in Washington um Obdachlose kümmert. Davon gab es allein 2007 über 5.000 in der Stadt. „Im Washington der Touristen und Prominenten finden diese Menschen nicht statt“, schreibt Ziener in der „Perspektiven“-Ausgabe vom 16. Mai.

Jeden Sonntag gibt es für rund 200 Obdachlose Frühstück, ein „Welcome Table Breakfast“, bestehend aus Spiegeleiern, Speck, Hashbrowns und einem Becher dampfenden Kaffees. „Nächstenliebe, Berufung, Bewusstwerdung – für Worthley haben diese Begriffe eine persönliche Bedeutung“, so das Blatt „Perspektiven“, das seit knapp einem Jahr als Beilage im Düsseldorfer „Handelsblatt“ erscheint. Worthley sagt erstaunt: „Diese Menschen hast du die ganze Zeit übersehen“.

Steile Karriere bis hin zum Armen-Priester

Dabei versprach der bisherige Lebensweg Worthleys eine grandiose Karriere. Er kam in Lowell in Masschusetts zur Welt. Worthley studierte Internationale Beziehungen und Deutsch an der Tufts Universität in Medford und an der Universität Tübingen. Später machte er seinen Master in Theologie an der Yale University Divinity School in New Haven. Nach einem Praktikum im Deutschen Bundestag kam Worthley zur „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und wurde stellvertretender Chefredakteur der englischsprachigen Publikationen. Im Jahr 1996 wechselte er zur Allianz AG in München und übernahm das Amt des Pressesprechers. 2002 übernahm er die Geschäftsführung der „Allianz-Foundation for North America“ mit einem Vermögen von 10 Millionen Dollar. Die Stiftung betreut verschiedene Jugendprojekte und arbeitet dabei mit gemeinnützigen Organisationen in ganz Amerika zusammen. 2004 wurde Worthley zum Priester geweiht.

Der „Perspektiven“- Autor schreibt: „Worthley hatte studiert, einen guten Job, hervorragende Karriereaussichten, einen wohlwollenden Mentor. Die Ecksteine für ein sorgloses Leben waren gelegt. Wäre da nicht das Gewissen gewesen, das Bewusstsein, dass dieses Leben mehr ist als nur ein schöner Lebenslauf.“ Ein Erlebnis gab Worthley den Anstoß, seinen Beruf radikal zu ändern. Es geschah 1995 in Paris: Gemeinsam mit seiner Mutter besuchte Christopher eine Messe in der Kathedrale Notre Dame. „So intensiv wie nie zuvor erfassten ihn die Liturgie und die Atmosphäre des Gotteshauses. Und als würde Worthley einen langen Blick auf seine Seele tun, formte sich ein Bedürfnis. Es war der Wunsch, in seinem Leben das zu machen, wozu er sich berufen fühlte. Und jetzt glaubte er, diese Berufung ganz deutlich gehört zu haben. Als der Tag endete, stand für den damals 27-Jährigen fest, dass er Priester werden wollte.“

Die Menschen am Rand der Gesellschaft und den Sinn des eigenen Lebens übersehen, das will der Amerikaner nicht mehr, berichtet „Perspektiven“. „Worthley hat einen langen Selbstfindungsprozess hinter sich, der sein Handeln grundlegend verändert hat. Denn der 40-Jährige war auf dem Weg zu einem Leben, das das Übersehen leicht macht.“ (PRO)

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