Halik: „Christentum nur noch eine von vielen Stimmen“
Religionen können uns helfen, die Nöte der Globalisierung zu lindern. Dies schreibt der tschechische Philosoph und Theologe Tomas Halik in der Tageszeitung Die Welt. Der Glaube solle zu einer Kultur des gegenseitigen Respekts beitragen und eine Zivilisation schaffen, in der „Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrgenommen werden“.
Hat sich in einem Welt-Beitrag mit der Zukunft der Kirchen in Europa befasst: Tomas Halik
Für Halik ist der säkulare Charakter der Gesellschaft selbst eine Frucht des Christentums. Der Theologe weist auf die Macht religiöser Symbole hin und „die zerstörerische Kraft, wenn sie mit politischen Interessen verbunden ist“. Die Kirchen hatten bei der Entstehung Europas insofern eine wichtige Rolle, dass es ihnen gelang, eine Kultur zu erschaffen, „die die Botschaft der Bibel mit der philosophischen Weisheit Griechenlands und dem Rechtssystems Roms verband“.
Kultur der Koexistenz
Mittlerweile sei das Christentum nur noch eine unter vielen Stimmen und nicht mehr gemeinsame Sprache der Europäer: „Lassen Sie uns nicht fragen, wessen Stimme in Europa von morgen stärker sein wird, sondern stattdessen, wessen Stimme mehr zu einer Kultur der Koexistenz beitragen wird, die auf gegenseitigem Respekt und Verständnis beruht.“ Die Welt sei auf Menschen angewiesen, die dem Wort Liebe jene tiefe Bedeutung wiedergeben, „die es einmal in der radikalen Botschaft des Evangeliums hatte“.
Die christliche Kultur habe auch die Idee der Toleranz gefördert. Toleranz sei die weltliche Übersetzung der biblischen Forderung, sogar den eigenen Feind zu lieben. Im Zusammenleben der Menschen müsse es gelingen, statt nebeneinanderher zu leben, miteinander zu leben und dabei nachhaltige Lösungen zu finden.
Wer liebt, kann auch enttäuscht werden
Jesus habe vor 2.000 Jahren die Frage nach dem Nachbarn auf erstaunliche Art und Weise beantwortet: „Frage nicht, wer dein Nachbar ist, werde selbst zu einem! Suche die Nähe anderer, jener vor allem, die der Hilfe und Liebe bedürfen“. Die von Jesus gemeinte Liebe sei ein Raum von „Sicherheit in unserem Herzen“. Wer liebt, laufe aber auch Gefahr, enttäuscht und verwundet zu werden.
Für Halik ist eine Religion, die das Unglück der Menschen und ihr Leid nicht zur Kenntnis nimmt, das Opium des Volkes: Ein Gott ohne Wunden sei ein toter Gott. „Wenn jemand mir seinen Gott anbietet, frage ich: Ist es der Gott der Liebe, vom Leiden unserer Welt versehrt? Ich bin nicht gewillt, an einen anderen Gott zu glauben“, schreibt er.
Templeton-Preis für Halik
Tomas Halik ist einer wichtigsten christlichen Intellektuellen Europas. Für seinen Einsatz für Religionsfreiheit unter dem kommunistischen Prager Regime wurde er mit dem Templeton-Preis ausgezeichnet. Mit ihm werden Verdienste an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Religion ausgezeichnet. (pro)
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