Am Donnerstag hat die Evangelische Kirche in Deutschland eine Erhebung veröffentlicht, die zeigt, wie sich Kirchenmitgliedschaft ganz konkret im Leben der Protestanten auswirkt. Das traurige Ergebnis: So mancher schaut lieber in die Sterne statt den Gottesdienst zu besuchen. Ein Kommentar von Anna Lutz
Von PRO
Foto: Jürgen Flächle|fotolia
Sterne statt Gottesdienst? Jedes fünfte Kirchenmitglied glaubt an Astrologie
Zugegeben, da gibt es jene, die sich engagieren, wöchentlich oder öfter den Gottesdienst besuchen und auch außerhalb der Kirche alles geben, um die Gesellschaft ein Stückchen besser zu machen. Das ist schön. Darüber können sich die Evangelischen freuen. Das taten sie bei der Vorstellung der Studie in Berlin auch ausgiebig. Da lobte Landesbischof Bedford-Strohm etwa den „hochrelevanten Fundus an Sozialkapital“, den die Kirche der Gesellschaft quasi schenke. Von „Menschen, die sich verantwortlich fühlen“, sprach er und deutete an, vor diesem Hintergrund sollten all jene, die die sogenannten Privilegien der Kirche durch den Staat in Frage stellten, doch besser den Mund halten.
Damit mag der Bischof Recht haben. Die Kirche bietet der Gesellschaft einiges. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die engagierten, betenden, helfenden, regelmäßigen Kirchenbesucher machen nämlich laut Studie nur 13 Prozent aller Protestanten aus. Man darf fragen, wo die restlichen 87 Prozent sonntags sind, wenn die Engagierten beten. Vielleicht lesen sie ihr Horoskop. Zumindest gaben beachtliche 22 Prozent an, sie glaubten an den Einfluss der Sterne auf ihr Leben. Das sind ebensoviele wie unter Konfessionslosen. Von jenen Protestanten, die nie einen Gottesdienst besuchen (das sind ebensoviele wie jene, die mindestens wöchentlich zur Kirche gehen), sagten 20 Prozent, sie glaubten nicht, dass es einen Gott oder sonst irgendetwas Höheres gibt. Karteileichen nennt man sowas wohl. Der am häufigsten genannte Grund für eine Kirchenmitgliedschaft lautet: Man möchte kirchlich bestattet werden. Auch wenn der Ratsvorsitzende Schneider die Bedeutung der Kasualien in diesem Zusammenhang lobte – unter einem guten Grund fürs Evangelisch-sein mag sich Martin Luther anderes vorgestellt haben.
Die Erhebung der EKD macht deutlich, dass sich die meisten Protestanten von der Kirche wünschen, dass sie für Bedürftige da ist, Raum für Gebet, Stille und Besinnung bietet und die christliche Botschaft verkündigt. Das sagen jeweils über zwei Drittel der Evangelischen. Schlusslicht der Wunschliste bildet das politische Engagement. „Die evangelische Kirche sollte sich zu politischen Grundsatzfragen äußern“ befürworten nur 47 Prozent, das ist nur rund halb so viel Zustimmung wie zur Diakonie und Verkündigung. Auch, wenn Bedford-Strohm diese Zahlen immernoch hoch nannte, kann man doch feststellen: Protestanten erwarten von der Kirche vergleichsweise wenig Politik und viel Evangelium. Ein Blick in die Realität zeigt aber: Protestanten bekommen von ihrer Kirche vergleichsweise viel Politik und wenig Evangelium. Zuletzt stellte die EKD etwa Schriften zur Gestaltung der Globalisierung und der Wirtschaft vor. Aussagen dazu, wo die Kirche im Leben des Einzelnen relevant sein kann, sind – zumindest von oberster Stelle her – selten. Wer wundert sich da, dass mancher Protestant sein Glück in den Sternen statt im Gottesdienst sucht? (pro)
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