Hahne: Fliege und Kirche sind „peinlich und verlogen“

Der Journalist Peter Hahne hat sich in der "Bild am Sonntag" (BamS) für die Entlassung des umstrittenen TV-Pfarrers Jürgen Fliege ausgesprochen. Flieges Verhalten sei "peinlich und verlogen" – doch das treffe auch auf die Kirche zu, die viel zu spät reagiert habe. Auch der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber meldete sich nun zu Wort.
Von PRO

Hahne, der bis 2009 dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehörte, bezeichnete Jürgen Fliege und seine Kirche als "zwei Welten voller Peinlichkeiten“. In der Wirtschaft sei solch ein Verhalten völlig undenkbar: "Stellen wir uns vor, einer der bekanntesten Mitarbeiter des Autobauers VW, meinethalben ein prominenter Markenbotschafter, würde über dieses Unternehmen öffentlich verbreiten: ‚Der Konzernchef und die Firma sind mir scheißegal.‘ Und im Übrigen könne man ja genauso gut BMW oder Opel fahren. Der Mann würde sofort gefeuert werden (…)." Mit seinem Verhalten habe dieser Mitarbeiter gegen "Mindeststandards von Unternehmenskultur" verstoßen. "Kein Arbeitsgericht dieses Landes" könne ihm dann noch helfen.

Zwar müssten im geistlichen Dienst nicht dieselben Maßstäbe wie in der Wirtschaft gelten. Doch dass Fliege seine eigene Kirche seit Jahren "am Nasenring durch die Manege" ziehe und diese es sich auch noch gefallen lasse, sei "längst völlig absurd geworden". Anstatt den Mut aufzubringen und den umstrittenen Pfarrer "zur Räson" zu bringen, habe sie sich in dessen Ruhm gesonnt und ihn weiter zu öffentlichen Veranstaltungen eingeladen. Dass erst jetzt ein Disziplinarverfahren eröffnet worden sei, spreche eher "für Flieges Beharrlichkeit als für kirchliche Ehrlichkeit".


Konsequenzen ziehen und Ordinationsrechte aberkennen

Bereits 1999 hatte Fliege in einem Interview des Sex-Magazins "Penthouse" Gott als den "Gangster da oben" bezeichnet. Immer wieder äußerte er sich abfällig über das biblische Gottesbild und die von der Kirche vertretene Lehre. In letzter Zeit war Fliege vor allem wegen des Verkaufs seiner "Fliege-Essenz" in die Kritik geraten. Außerdem hatte er in einem Seelsorge-Gespräch mit einem Brautpaar erklärt, Gott und die Kirche seien "erst mal scheißegal". Die Evangelische Kirche im Rheinland hat daraufhin ein Disziplinarverfahren gegen Fliege eröffnet.

In einer Stellungnahme des Christlichen Medienverbundes KEP kritisierte dessen  Geschäftsführer Wolfgang Baake (Wetzlar) ebenfalls die so späte Reaktion der Evangelischen Kirche im Rheinland. Baake verwies darauf, dass er bereits 1999 und noch einmal 2005 die Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland aufgefordert habe, Konsequenzen zu ziehen und Fliege die Ordinationsrechte abzuerkennen. Baake dazu: "Außer einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Präses Manfred Kock und mir, das in Berlin stattfand, in dem mich der Präses versuchte zu beschwichtigen", sei daraus nichts geworden. "Jetzt endlich, aber viel zu spät, reagiert die rheinische Kirchenleitung", so Baake.

Hahne hatte sich wie Baake schon vor Jahren von Fliege distanziert. 2005 erklärte Hahne laut einer idea-Meldung, dass er nicht am Kirchentag teilnehmen wolle, wenn Redner wie Fliege Sätze sagten wie "Gott ist ein Gangster", während er im Nebenraum dazu aufrufe, "das Heilige heilig zu halten".

Huber wirf Fliege "Scharlatanerie" vor

Der ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat Fliege unterdessen Scharlatanerie vorgeworfen. In einem Interview mit der "Bunten" kritisierte Huber unter anderem den Verkauf der "Fliege-Essenz" als "glatte Scharlatanerie und Geldschneiderei". Das von der Evangelischen Kirche im Rheinland eingeleitete Disziplinarverfahren gegen Fliege sei ein richtiger Schritt – "obwohl ich bezweifele, dass er sich dadurch ändern wird", sagte Huber. (pro/dpa)

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