"Es geht um Grundsätze und Werte bei der künftigen Familienpolitik",
schreibt die CSU-Politikerin. Bereits jetzt müssten Eltern sich
rechtfertigen, wenn sie ihren Rechtsanspruch auf einen
Kindergartenplatz ab dem dritten Lebensjahr nicht geltend machten. "Der
Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz vom ersten Geburtstag an wird
einen ähnlichen Druck erzeugen", befürchtet die Ministerin.
Damit nehme die Beeinflussung junger Eltern in ihrer Lebensgestaltung zu, auch weil die gesellschaftliche Anerkennung für häusliche Betreuung fehle: "Die Politik entzieht jungen Eltern nonverbal, allein durch diese Grundsatzentscheidung und auf kaltem Wege das Vertrauen und die gesellschaftliche Legitimation für die Gestaltung ihres Familienlebens ohne Krippe."
Eine Folge sei, dass die Eltern das Gefühl für ihre eigene Bedeutung verlieren und sich zunehmend von den eigentlichen Aufgaben verabschieden: "Verlierer werden die Kinder sein." Schon die Verunsicherung und Überforderung vieler Eltern sei ein Warnsignal, das "uns nachdenklich werden lassen sollte". Zielgenaue und besser vernetzte Hilfe für belastete Eltern und Problemfamilien müsse das vorrangige Ziel sein.
Diejenigen stärken, die unersetzlich sind
Eine bürgerliche Politik sollte Eigenverantwortung voraussetzen und vom Vertrauen in die jungen Eltern getragen sein: "Für die einseitige staatliche Lenkung junger Eltern bei der Frage der Kleinkinderbetreuung kann es keine Rechtfertigung geben." Es sei eine völlig naive und realitätsferne Sicht, wenn Kleinkinder von Beginn an nur als Bildungssubjekte betrachtet würden.
"Vater und Mutter sind in dieser Lebensphase der entscheidende Schlüssel zum Kind." An ihnen liege es, ob Kinder sichere Bindungen aufbauen und soziale Kernkompetenzen erwerben können. "Wir müssen die stärken, die unersetzlich und nicht austauschbar für das Kind sind", plädiert Haderthauer."
Wenn elterliche Zuwendung, Liebe, Führung und Wertevermittlung in unserer Gesellschaft nicht mehr gefragt sind, dann werden sie auch nicht mehr stattfinden." Zu klären sei, ob man dann noch Kinder habe, die sich um ihrer selbst willen angenommen, geliebt, verankert und geborgen fühlten und damit neugierig, stark und motiviert in die Zukunft schauen könnten. Was der Gesellschaft die Kinder wert sind, sei aus Sicht der Ministerin daran ablesbar, "was uns die Lebensplanung der Eltern wert ist, die ihren Kindern ihre persönliche Bedeutung einräumen." Das Betreuungsgeld, so die CSU-Politikerin, sei daher ein "unentbehrliches Signal für die gesellschaftliche Wertschätzung der Elternverantwortung". (PRO)