Hacker sucht Religionsstifter

Religion mit Hilfe der menschlichen Schwarmintelligenz im Internet verbessern – das ist die Idee des Hackers und Programmierers Ed Tewiah. Auf der Webseite „Fork my Religion“ kann jeder Religionen kreieren und die Ideen anderer ausbauen.
Von PRO
Welche Religion darfs denn sein? Das fragt ein Hacker im Internet und lädt zum Religionsstiften ein

Das Verb „to fork“ beschreibt im Englischen das Abzweigen von etwas. So gesehen will der in Madrid lebende Ed Tewiah dafür sorgen, dass bestehenden wie fiktiven Religionen neue Wege aufgezeigt werden – zum Spaß, aber mit einem ernsten Hintergrund. Gegenüber der Tageszeitung (taz) erklärte er jüngst, er habe sich schon viele Jahre mit dem Gedanken herumgeschlagen, wie Religionen verbessert werden könnten. „Ich bin in der Nähe eines Hauses von Sklaventreibern in Ghana aufgewachsen. Zitate aus der Bibel wurden dort von den Sklavenhändlern in Wände eingraviert. Der Fakt, dass Religion und böse Ideen koexistieren, das macht mir zu schaffen. Ich habe lange gegrübelt und ich denke, das ist meine Chance, etwas dagegen zu machen. Nennt es göttliche Inspiration, wenn ihr möchtet.“

„Open-Source-System für Glaubensfragen“

Daraus entstanden ist eine Beta-Version des Projekts „Fork my Religion“, „eine Art Open-Source-System für Glaubensfragen“, wie Tewiah selbst sagt. Auf einer Internetseite kann, wer immer Lust hat, eine Religion entwerfen oder eine schon bestehende in ein Formular eintragen. Angeben muss die Person dazu zunächst nur drei Dinge: Den Namen der Religion, den Kern des Glaubens und den Namen des Gottes, der angebetet wird. Wer sich auf die Seite klickt, kann die verschiedenen Religionen sehen, neue Versionen davon erstellen und sie verändern. Außerdem können die Religionsstifter für ihr Glaubenssystem werben.
Dabei sind lustige, aber auch ernst gemeinte Ideen willkommen: „Das Schöne am gemeinsamen Arbeiten ist doch, dass aus verrückten Ideen etwas Gutes wird. Zu sagen, dass Gott ein Baum ist, das ist dumm. Aber wenn dieser Glaube dabei hilft, die Umwelt zu schützen, dann ist das eine gute Sache“, erklärt Tewiah in der taz, und weiter: „Die Hipster-Kirche ist genauso willkommen wie die Christdemokraten. Ich habe das Wort Religion verwendet, aber in Wirklichkeit geht es um was auch immer du glaubst.“
Aus der Vorabversion soll schon bald eine App werden. Dafür sucht der Hacker noch Mitstreiter. Beliebt ist seine Idee schon jetzt. Die Seite musste am Freitag vorerst offline gehen, weil der Besucherandrang zu groß war. Tewiah hat aber schriftlich erklärt, seine Seite stehe schon bald wieder allen Religionsschöpfern und Missionaren zur Verfügung. (pro)

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