Guttenberg-Verein: Streit geht vor Gericht

"Innocence in Danger" soll intransparent sein und unseriös arbeiten - schreibt die "Frankfurter Rundschau". Die Präsidentin der Organisation, Stephanie zu Guttenberg, verteidigt ihren Verein, der nun gar eine Klage wegen Verleumdung anstrebt. 

Von PRO

"Eine gemeinnützige Organisation, die so in der Öffentlichkeit steht wie "Innocence in Danger" und erkennbar um finanzielle öffentliche Unterstützung bittet, sollte der Öffentlichkeit auch aussagekräftige Finanzberichte zur Verfügung stellen", forderte Burkhard Wilke jüngst in der "Frankfurter Rundschau" (FR). Er ist Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das Spendensiegel an wohltätige Organisationen vergibt. Ein solches braucht seiner Meinung nach auch "Innocence in Danger", schließlich sei der Verein "nicht zuletzt seit der TV-Aktion ‚Tatort Internet‘ gemeinsam mit RTL II eine stark öffentlich wahrgenommene Organisation". Zumindest einen Finanzbericht sollte die Organisation offenlegen.

Unbequeme Wahrheiten

Ministergattin Stephanie zu Guttenberg ist Präsidentin der deutschen Sektion von "Innocence in Danger". Sie trat außerdem als Moderatorin der viel kritisierten RTL-II-Serie "Tatort Internet" auf, in der Lockvögel in Internetforen potenzielle Sexualstraftäter ansprachen, um sie vor laufender Kamera zu stellen. Frau zu Guttenberg hat den Ratgeber "Schaut nicht weg" veröffentlicht, der die Folgen sexuellen Missbrauchs aufzeigt. In einem Interview mit pro erklärte sie jüngst, sie engagiere sich bei "Innocence in Danger", weil sexueller Missbrauch an Kindern an der Tagesordnung sei. "Man muss sich diesen unbequemen Wahrheiten stellen, um effektiv dagegen vorzugehen", sagte sie.

Nun muss sich zu Guttenberg wohl selbst unbequemen Tatsachen stellen. Kritiker ihrer Organisation behaupten, die Arbeit von "Innocence in Danger" sei ineffektiv oder gar unseriös: "In der praktischen Arbeit ist uns dieser Verein bislang nicht aufgefallen", sagte der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (BAJ), Gerd Engels, der "Frankfurter Rundschau". Die Bundesgeschäftsführerin der evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen, Insa Schöningh, sagt: "Uns ist kein herausragendes Präventionskonzept von ,Innocence in Danger‘ bekannt." Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, meint sogar: "Dieser Verein lenkt von den wichtigen Problemen ab." Beim Thema Missbrauch sei Online-Kriminalität ein verschwindend geringer Faktor.

Spendensiegel: "Aufwändige und kostspielige Sache"

Der Verein verwehrt sich gegen die Vorwürfe: "Jeder kann auf unserer Homepage unseren aktuellen Jahresbericht lesen, in dem wir genaue Auskunft darüber geben, welche Projekte ‚Innocence in Danger‘ durchführt", teilte Geschäftsführerin Julia von Weiler am Samstag mit. Der Verein beschäftige nur drei hauptamtliche Mitarbeiter, einen davon halbtags. "Alles was wir tun, ist darauf ausgelegt, der strengen Prüfung des Finanzamtes und auch der vielen großzügigen Spender zu bestehen", heißt es weiter. Es sei jeder gemeinnützigen Organisation in Deutschland freigestellt, ein Spendensiegel zu beantragen oder nicht. Für kleine Vereine wie "Innocence in Danger" sei das Siegel "eine sehr aufwändige und kostspielige Sache". Damit sei die Organisation nicht allein. Auch große Werke wie die Deutsche Krebshilfe, Greenpeace oder ein Herz für Kinder trügen das DZI-Siegel nicht.

DZI rudert zurück

Am Dienstag kündigte "Innocence in Danger" an, juristische Schritte gegen den Journalisten und die verantwortlichen Redakteure des DuMont-Verlagshauses, das die "Frankfurter Rundschau" herausgibt, einzuleiten. Der Vorwurf lautet Verleumdung. Stephanie zu Guttenberg teilte mit: "Die Transparenz der Spendenmittelverwendung ist uns sehr wichtig. Diesem Anspruch werden wir gerecht, indem wir sämtliche Aktivitäten online stellen und unsere Finanzen dem Finanzamt Berlin und unseren Projektfinanzierern wie zum Beispiel dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Auerbach Stiftung oder der Aktion Mensch mit einer detaillierten Abrechnung vorlegen."

Auch Burkhard Wilke soll nach Angaben von "Innocence in Danger" derweil zurückgerudert sein. Seine Aussagen seien von Journalisten in einen falschen Zusammenhang gestellt worden. Die Berichterstattung nannte er "sachlich unangemessen und tendenziös". Der "Frankfurter Rundschau" habe er lediglich zwei Fragen zu "Innocence" beantwortet, betonte Wilke gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Im Kern habe er dabei neutral und ohne Wertung gesagt, dass Organisationen wie "Innocence", die in der Öffentlichkeit stehen und um Spenden werben, der Öffentlichkeit auch einen aussagekräftigen Finanzbericht vorlegen sollten. "Das unter die Überschrift ‚Spendensumpf‘ zu stellen, wie es die FR getan hat, halte ich nicht für gerechtfertigt", meinte Wilke. (pro)

Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Deshalb informiert das Christliche Medienmagazin pro in seiner am Mittwoch erscheinenden Ausgabe über die gängigen Spendensiegel in Deutschland und wirft einen Blick hinter die Kulissen humanitärer Organisationen.

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