„Günther Beckstein. Die Biografie“

Günther Beckstein verkörpert gleich zwei Minderheiten in Bayern: Er ist Franke und protestantischer Christ. Nie zuvor stand ein Mann dieser Prägung an der Spitze des Freistaates Bayern. Zum Exot in der Reihe der bayerischen Ministerpräsidenten macht ihn vor allem sein Glaube. Darüber gibt eine Biographie Auskunft, die jetzt im Johannis Verlag erschienen ist. Ewald Hetrodt, Politologe und Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) in Franken, schildert Leben und Werdegang des bekennenden Christen.
Von PRO

Seit seinen frühen Jugendjahren entwickelte Beckstein bereits großes Interesse für den Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) der Gemeinde Nürnberg-Lichtenhof. Aus dem zurückhaltenden Jungen, der zu den kleinsten seiner Klasse zählte, entwickelte sich schließlich der Leiter des Bezirkskonvents der Evangelischen Jugend. „Besonders beeindruckte ihn die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Glaubensinhalten“, schildert Ewald Hetrodt Becksteins Schritte im Glaubensleben im Kapitel „Schüchterne Anfänge“ der Biographie. Beckstein erwägte, Theologie zu studieren, aber aus Angst, seinen „kindlichen Glauben“ zu verlieren, entschied er sich für ein Jurastudium. Dennoch prägt ihn das Leben der Kirche nachhaltig und macht ihn 1996 zum Mitglied der Evangelischen Landessynode. Christliche Werte sind dem seit 1973 mit Ehefrau Marga verheirateten dreifachen Familienvater im Privatleben wie auch im Amt eine wichtige Orientierungshilfe für sein Handeln.

Innenminister, der früher von Polizisten weggetragen wurde

Nach Abschluss der zweiten juristischen Staatsprüfung wird er zum Bezirksvorsitzenden der Jungen Union Nürnberg-Fürth gewählt. Als Vorsitzender organisiert er unter anderem auf dem Nürnberger Hauptmarkt eine Sitzblockade vor einer nachgebildeten „Berliner Mauer“. Die Polizisten, die ihn wegtragen, ahnen nicht, dass er eines Tages ihr oberster Dienstherr sein wird. Vom Mitglied des Bayerischen Landtags steigt er zum bayerischen Innenminister, bekannt als „Schwarzer Sheriff“, auf, bevor er nach 14 Amtsjahren Anfang 2007 in einer Klausur der CSU-Landtagsfraktion schließlich zum zukünftigen bayerischen Ministerpräsidenten gewählt wird.

Mit bislang unbekannten Details schildert das neu im Johannis-Verlag (Lahr) erschienene Buch „Günther Beckstein. Die Biografie“ die Tage und Nächte in Wildbad Kreuth. Mit Informationen aus erster Hand beschreibt es den langen Weg des Nürnbergers in die Münchner Staatskanzlei. Die Biographie beschreibt einen entschlossenen Verteidiger seiner Überzeugungen, der keine Scheu vor unpopulären Maßnahmen vor allem in Bezug auf Ausländer- und Abschiebungspolitik in seiner Amtszeit als bayrischer Innenminister gezeigt hat. „Beckstein würde auch Jesus abschieben“ lautete der Slogan auf dem Wahlplakat der Grünen 1998, der die innerhalb der Kirchen geäußerte Kritik an seiner Politik aufgreifen sollte.

Nicht unbeachtet in der Biographie bleibt auch die heftige Kritik, die Beckstein durch die aus kritischen Augen betrachtete „Missachtung“ des Kirchenasylrechts im umstrittenen Fall von Bilakinam Solona Saguintaah 1996 erntete und seine christliche Glaubwürdigkeit in Frage stellte. Nachdem die Asylanträge des Togoers 1995 sowohl vom Bundesamt, als auch vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof abgelehnt wurden, siedelte der Mann in ein umgebautes Wohnhaus im oberfränkischen Wunsiedel um, das von außen durch Leuchtschrift klar als Gebäude der evangelischen Adventgemeinde zu erkennen war. Nur kurze Zeit später wurde er dort von der Polizei festgenommen und nach Togo ausgewiesen. Beckstein habe seine Zusage nicht eingehalten, das Kirchenasyl zu respektieren, so damals der Nürnberger Pfarrer Hermann von Loewenich. Beckstein konterte damit, dass ein Reihenmittelhaus mit einem Schild „Kirchenasyl“ an der Klingel wohl kaum unter den Begriff Kirche falle. Später stellte sich heraus, dass der 28-jährige Afrikaner seine Geschichte erfunden hatte. Den genauen Verlauf dieses umstrittenen Falls sowie die politische Linie Becksteins als Innenminister schildert Hetrodt im Kapitel „Klare Kante nach außen“.

Aktualität erhält das Buch nicht nur wegen den bevorstehenden Landtagswahlen in Bayern am 28. September 2008. Ewald Hetrodt hat für die erste Biographie des bayerischen Ministerpräsidenten Archive durchgearbeitet und zahlreiche Gespräche mit Beckstein selbst sowie mit Wegbegleitern und politischen Gegnern geführt.

Ewald Hetrodt: Günther Beckstein. Die Biographie, Johannis-Verlag, Lahr 2008. 184 Seiten, 14,50 Euro, ISBN: 978-3-501-05185-6 (PRO)

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