Grundsätze für sichere soziale Netze

In nur zwei von 14 sozialen Netzwerken sind Minderjährige ausreichend geschützt. Dies geht aus einer Studie hervor, die die EU-Kommission in Brüssel am gestrigen Dienstag vorgestellt hat. Davon sind auch die in Deutschland besonders beliebten Netzwerke "SchülerVZ" und "Facebook" betroffen. Nur "Bebo" und "MySpace" gewährleisten den ausreichenden Schutz.


Von PRO

Eine Mehrzahl der getesteten Seiten stelle inzwischen für Minderjährige
Sicherheitsinformationen bereit. Aber die meisten Netzwerke verstießen
weiterhin gegen die "Grundsätze für sichere soziale Netze in der EU",
die sie mit der Kommission 2009 vereinbart hatten, heißt es in dem
vorliegenden Bericht. Weitere neun Websites werden im Laufe dieses
Jahres noch getestet.


Die zuständige Kommissarin Neelie Kroes zeigte sich enttäuscht, "dass die meisten sozialen Netze nicht dafür sorgen, dass die Profile Minderjähriger standardmäßig nur den Mitgliedern auf deren genehmigten Kontaktlisten zugänglich sind." Deren Zahl nimmt indes weiter zu: 77 Prozent der 13- bis 16jährigen und 38 Prozent der 9- bis 12jährigen Internetnutzer in der EU sind in Netzwerken aktiv.


Eine öffentliche Rufschädigung vermeiden


Die "Grundsätze für sichere soziale Netze" haben bislang 21 Unternehmen unterzeichnet. Sie sollen Minderjährige vor der Kontaktaufnahme durch Fremde und vor einer öffentlichen Beschädigung ihres Rufes schützen. Kroes betonte, sie werde die Seitenbetreiber weiterhin drängen, bestehende Mängel zu beseitigen.

 "Jungen Leuten ist nicht ganz klar, welche Folgen die Online-Veröffentlichung so vieler persönlicher Informationen haben kann. Deshalb brauchen sie Hilfe von Eltern und Lehrern, denen wir aber mit Schutzvorrichtungen zur Seite stehen müssen, bis die Jugendlichen in der Lage sind, ihre Entscheidungen selbst in voller Kenntnis der Folgen zu treffen", wünscht sich die EU-Kommissarin.



Brauchen geeignete Sicherheitswerkzeuge



Die Teenager seien zudem auch "Grooming" (Anfreunden mit Kindern, um sie dann sexuell zu missbrauchen) und "Cyber-Bullying" (Schikanierung und Ausübung psychologischen Drucks) ausgesetzt. Um ihre Online-Identität verantwortungsvoll verwalten zu können, bräuchten Kinder und Jugendliche geeignete Sicherheitswerkzeuge. Laut einer EU-Befragung, wussten Anfang des Jahres 2011 56 Prozent der 11 bis 12-Jährigen und 78 Prozent der 15 bis 16-Jährigen nach eigenen Angaben, wie sie die Einstellungen zum Schutz ihres Profils in sozialen Netzen ändern können.



In Deutschland drängen die Bundesländer auf besseren Datenschutz für die meist jugendlichen Nutzer dieser Netzwerke. Ein von Hessen im Bundesrat vorgelegter Gesetzentwurf wurde an den Bundestag weitergeleitet. Der Entwurf sieht vor, dass die Anbieter der Dienste gehalten sein sollen, "schon bei der Anmeldung neuer Nutzer die höchstmögliche Sicherheitsstufe einzustellen. Diese soll dann nur vom Nutzer selbst gelockert werden können – sofern er es wünscht." (pro)

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