Gründung geplant: Evangelisches Gymnasium in Herrnhut

H e r r n h u t (KEP) - Die Brüder-Unität in Herrnhut, bekannt durch die Herausgabe der "Losungen", wird im Herbst 2005 ein evangelisches Gymnasium in dem sächsischen Ort gründen. Die endgültige Entscheidung über die Schulgründung war unter anderem an die Bedingung geknüpft, einen großen Teil der Gründungsphase vorab finanziell abzusichern.
Von PRO

Nachdem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Montag groß über das Vorhaben der Freikirche berichtete, standen bei Projektleiterin Katrin Filschke die Telefone nicht mehr still. Solidaritätsbekundungen und finanzielle Unterstützung aus ganz Deutschland gehen bei der Herrnhuter Gemeinde ein. Dadurch kamen innerhalb kurzer Zeit die erforderlichen 400.000 EUR zusammen.

Martin Theile, Mitglied der Direktion, freut sich über die vielfältige Unterstützung: „Im Evangelischen Zinzendorf-Gymnasium wollen wir jungen Menschen eine solide und an unseren christlichen Werten orientierte Bildung vermitteln. Wir denken, dass in der heutigen Zeit und gerade hier in Ostsachsen ein evangelisches Gymnasium gebraucht wird. Die breite Unterstützung in der Bevölkerung in den letzten Monaten hat dies ja sehr deutlich gezeigt.“

Bevor der Artikel über das geplante "Evangelische Zinzendorf- Gymnasium Herrnhut" in der FAZ erschien, hatte die Gemeinde bereits 306.000 Euro gesammelt. Dieses Geld erhielten die Herrnhuter zum großen Teil von Spendern aus der Region. "Aber es kamen auch Überweisungen aus der Schweiz, den Niederlanden und Schweden", erzählt Katrin Filschke.

400.000 Euro musste die Brüdergemeinde aufbringen, um die ersten vier Jahre finanziell abzusichern. Der Freistaat Sachsen lehnt während dieser Aufbauphase die Förderung freier Schulen ab. Nach der Vierjahresfrist unterstützt der Staat Schulen in freier Trägerschaft mit Zuschüssen.

Die Planungen für den Aufbau eines evangelischen Gymnasiums hätten bereits vor über drei Jahren begonnen, berichtet Filschke. Zu dem Zeitpunkt zeichnete sich bereits ab, dass das öffentliche Gymnasium in Herrnhut bis zum Jahr 2008 "gleitend aufgehoben wird". Damit teilt das "Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium" der kleinen sächsischen Stadt das Schicksal vieler Schulen in Ostdeutschland.

Über 80 Schulschließungen in den kommenden Jahren

Sachsen will bis Ende 2007 insgesamt 83 Schulen schließen. Betroffen sind vor allem Mittelschulen. Mehr als 100 weitere Schulen sind auf Dauer vom Aus bedroht, weil dort in bestimmten Altersstufen keine Klassen mehr gebildet werden dürfen. Hintergrund sind die sinkenden Schülerzahlen. Sie wirken sich auch auf die Arbeit der Lehrer aus, die zum Teil bereits auf Teilzeit-Verträge umgestellt wurden. In Zukunft müssen Schüler weite Schulwege zu so genannten Mittelpunktschulen in Kauf nehmen.

"Die Unterstützung zeigt uns, dass wir hier nicht unsere eigenen Vorstellungen verwirklichen, sondern den Traum vieler Eltern", so die Projektleiterin. Bis jetzt hat allerdings das zuständige Regionalschulamt in Bautzen den Schulbetrieb am Zinzendorf-Gymnasium noch nicht genehmigt. Den Antrag für den Aufbau der Schule hat Katrin Filschke bereits Mitte Juni beim Regionalschulamt gestellt.

Das evangelische Zinzendorf-Gymnasium wird dann vorerst mit der Aufnahme von Fünftklässlern in neuen Räumen beginnen. Wenn in einigen Jahren das staatliche Gymnasium vollends geschlossen wird, will die Brüdergemeinschaft das öffentliche Gebäude mitsamt der Einrichtung übernehmen. "Damit wollen wir nicht nur den Bildungsstandort sichern, sondern vor allem qualitativ guten Unterricht auf der Grundlage christlicher und ethischer Werte anbieten", so Katrin Filschke.

Erfahrung im Schulwesen seit dem 18. Jahrhundert

Die Herrnhuter Brüdergemeine hat bereits jahrhundertelange Erfahrung mit Bildungs- und Erziehungsarbeit in Schulen. Sie unterhält eine Internatsschule in Königsfeld im Schwarzwald und eine Schule in Tossens an der Nordsee, zudem zwei Schulen in den Niederlanden, in Zeist und Amsterdam.

Bereits im 18. Jahrhundert eröffneten die Herrnhuter in Deutschland Internatsschulen. Hier wurden zuerst Kinder von Missionaren unterrichtet. Die Einrichtungen dienten aber auch als Ersatz für die Familie. Das "Schulwerk" der Brüdergemeine wurde vor allem im 19. Jahrhundert stark ausgebaut. Manche deutsche Adelsfamilie ließ ihre Kinder in diesen Schulen ausbilden, da sie für ihre Kinder bewusst eine Erziehung auf den Grundlagen des christlichen Glaubens wählte.

Heute werden die Schulen der Brüder-Unität von einer zunehmenden Zahl Schülerinnen und Schüler aus der jeweils unmittelbaren Umgebung besucht.

Der FAZ–Artikel, der am vergangenen Montag erschien, überraschte durch sehr positive Berichterstattung und zahlreiche Bibelzitate. Zudem widmete der Autor einen großen Absatz der Entstehungsgeschichte der Herrnhuter Losungen.

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