Große Zustimmung zu Verschwörungserzählungen

Mehr als ein Viertel der weißen Evangelikalen in Amerika glaubt an die QAnon-Verschwörungserzählungen. Das geht aus einer Umfrage des konservativen American Enterprise Institute hervor. Die Forscher sehen eine wachsende ideologische Kluft zwischen weißen Evangelikalen und anderen religiösen Gruppen sowie zwischen weißen evangelikalen Republikanern und anderen Mitgliedern der Partei.
Von PRO
QAnon-Anhänger bei einer Kundgebung für US-Präsident Donald Trump im Jahr 2019

29 Prozent der amerikanischen Republikaner und 27 Prozent der weißen Evangelikalen glauben, dass die QAnon-Verschwörungserzählungen vollständig oder größtenteils korrekt sind. Diese Zahlen präsentierte das American Enterprise Institute in einer Umfrage. Im Vergleich dazu liegen die Zustimmungswerte bei weißen Katholiken (18 Prozent), Nicht-Christen (12 Prozent) und schwarzen Protestanten (7 Prozent) deutlich niedriger. Die Anhänger von QAnon verbreiten seit 2017 ihre Theorien im Internet. Eine ihrer Thesen lautet, dass eine einflussreiche Elite Kinder entführe, um sie zu foltern und ermorden.

Große Teile jeder befragten Gruppe, von 37 Prozent der Nicht-Christen bis zu 50 Prozent der hispanischen Katholiken, sind sich „nicht sicher“, ob die Theorie wahr sei, heißt es auf dem Online-Portal von Christianity Today. Der Direktor des Instituts, Daniel Cox, zeigte sich erstaunt, dass die Verschwörungstheorie so beliebt sei. In den Zahlen zwischen den einzelnen Gruppen sieht er „eine dramatische Kluft“. 49 Prozent der weißen Evangelikalen stimmten der Aussage vollständig oder größtenteils zu, dass antifaschistische Aktivisten „hauptsächlich verantwortlich“ für die Erstürmung des US-Kapitol waren. Das FBI hatte dies zurückgewiesen. Im Vergleich sehen dies 25 Prozent der schwarzen Protestanten und 19 Prozent der Nicht-Christen so.

Wahlbetrug und ein nicht-legitimer Sieg

Cox findet nicht, dass die weißen Evangelikalen als Gruppe dem Stereotyp von Verschwörungstheoretikern entsprechen, die von sozialen Interaktionen abgekoppelt sind. Stattdessen seien die meisten mit verschiedenen sozialen Gruppen vernetzt. Es falle aber auf, dass einige oder viele ihrer Familienmitglieder (81 Prozent) oder Freunde (82 Prozent) bei der Wahl 2020 für Donald Trump gestimmt hätten. Dies seien mehr als bei jeder anderen religiösen Gruppe gewesen.

Aus Cox‘ Sicht befänden sich die Menschen in einer „sozialen Echokammer“. Sie ermögliche es, Verschwörungstheorien unkontrolliert zu verbreiten. Diese Menschen nähmen die verschwörerischen Theorien an und würden damit in ihrem sozialen Umfeld bestätigt, statt in ihren Meinungen kritisch hinterfragt zu werden.

62 Prozent der weißen Evangelikalen glauben, dass es bei der Präsidentschaftswahl Wählerbetrug gab. Noch ein Prozentpunkt höher ist die Zustimmung zur These, dass der Sieg von Joe Biden „nicht legitim“ war. 55 Prozent finden, dass es meistens oder völlig richtig sei zu sagen, dass „eine Gruppe von nicht gewählten Regierungsbeamten die Arbeit der Trump-Administration untergraben“ habe.

Wer sich mit den Republikanern identifiziere und evangelischer Christ sei, glaube mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass das Wahlergebnis Betrug gewesen sei und Bidens Sieg nicht legitim war. Darüber hinaus stimmten vier von zehn weißen Evangelikalen der Aussage zu, dass sich das Volk – notfalls gewaltsam – schützen muss, wenn die gewählten Vertreter dazu nicht in der Lage sind.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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