Von 799 gültigen Stimmen waren 408 für ein Verbot, was einen Vorsprung von 17 Stimmen ausmachte. Mit Hilfe der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen auf Erbkrankheiten hin untersucht, bevor sie in den Mutterleib eingepflanzt werden. Sie können aussortiert werden, wenn eine Fehlgeburt oder die Geburt eines behinderten Kindes droht. Merkel hatte am Montag betont: "Ich bin für ein Verbot der PID, weil ich einfach Sorge habe, dass wir die Grenzen nicht richtig definieren."
"Wir machen eine Tür auf, ohne zu wissen, was danach kommt"
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) warnte davor, den Schutz des Lebens zu relativieren. "Wenn wir nicht wollen, dass am Leben experimentiert wird, dann dürfen wir hier und heute die PID nicht zulassen", sagte Kauder. "Wir machen eine Tür auf und wissen nicht, was nach der Tür kommt." Generalsekretär Hermann Gröhe warb für ein Verbot und nannte die PID unvereinbar mit der "Heiligkeit des Lebens". Saar-Ministerpräsident Peter Müller machte den Vorschlag, sich für ein Verbot auszusprechen, aber die Frage nach dem staatlichen Strafanspruch zu stellen. Eine große Zahl Delegierter argumentierte ebenso dafür, die Untersuchung im Reagenzglas erzeugter Embryonen auf Erbkrankheiten in engen Grenzen zu erlauben.
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen warb im Laufe der Debatte für die Methode. "Wenn ein sehnsüchtiger Kinderwunsch von solch einer erblichen Belastung überschattet wird, dann kann die PID das Ja zum Kind stärken. Deshalb bin ich für eine Zulassung der PID in engen Grenzen", sagte sie. Das Verfahren könne "Totgeburten und spätere Abtreibungen vermeiden helfen".
"Es ist das kleinere Übel, wenn wir die PID zulassen"
Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder zeigte mit ihrem Statement die Bandbreite der Meinungen innerhalb der CDU auf. Mit ihrer Aussage "Es ist das kleinere Übel, wenn wir die PID zulassen" stellte sie sich gegen die Position der Bundeskanzlerin. Es sei besser, wenn im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf Erbkrankheiten untersucht und aussortiert werden könnten, als wenn es später zu einer Abtreibung kommen müsse. Sie habe keine Sorge vor dem von Kritikern an die Wand gemalten "Dammbruch", da nur Paare mit einem ernsthaften Kinderwunsch den schweren Weg einer künstlichen Befruchtung wählten.
Ärzte schätzen die Zahl der betroffenen Paare auf 150 bis 200 im Jahr. Die PID komme nur für Menschen mit erblichen Vorbelastungen infrage. Der Bundesgerichtshof hatte die PID im Juli für zulässig erklärt. Nun wird im Bundestag an einem Gesetz gearbeitet, um rechtliche Grauzonen zu beseitigen. Bei der Abstimmung im Parlament gibt es keinen Fraktionszwang, weil es sich um eine Gewissensentscheidung handelt. Der Parteitagsbeschluss der CDU ist für ihre Bundestagsabgeordneten nicht bindend.
Merkel: "Debatte eine Sternstunde"
CDU-Chefin Angela Merkel hat die Debatte über Gentests an Embryonen als "Sternstunde" bezeichnet. "Ich möchte mich bei allen, die daran teilgenommen haben, ganz herzlich bedanken. Das war so, wie wir uns auch verstehen", sagte die Kanzlerin am Dienstag zum Abschluss des Parteitages. Die Debatte solle veröffentlicht werden, um Orientierung zu geben. (pro)