„Gottschalk Live“ vor dem Aus?

Er gilt als einer der beliebtesten Moderatoren Deutschlands. Aber offensichtlich gelingt es Thomas Gottschalk nicht, genügend Zuschauer um 19.20 Uhr vor den Fernseher zu locken. Nun könnte die schlechte Quote seiner Vorabendshow "Gottschalk Live" ein vorzeitiges Ende bereiten.
Von PRO

Wie die Tageszeitungen "Die Welt" und "Hamburger Abendblatt" berichten, habe sich eine deutliche Mehrheit der ARD-Intendanten am Montag in einer Schaltkonferenz dafür ausgesprochen, bei "Gottschalk Live" von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen. Demnach kann sich die ARD von der Produktion mit Beginn der Sommerpause zurückziehen, wenn die Show bis zum 20. April nicht auf einen durchschnittlichen Marktanteil von zehn Prozent kommt. Derzeit erziele die Sendung aber in der Regel nur drei bis fünf Prozent.

Inzwischen versucht die ARD offenbar, den Ball flach zu halten. So hat eine Sprecherin des Senderverbundes Wert auf die Feststellung gelegt, dass es eine offizielle Entscheidung zum Thema Vorabend-Talk nicht gebe. Die Intendanten hätten gar bekräftigt, "der Weiterentwicklung des Formats eine Chance zu geben".

ARD: "Ausdrücklich keine Entscheidung getroffen"

Laut ARD haben die Intendanten "ausdrücklich keine Entscheidung getroffen, die Sendung zu beenden und von dem vertraglich vorgesehenen Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen", hieß es. "Einem Beschluss, ‚Gottschalk Live‘ zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu beenden, hätte ich widersprochen", ergänzte NDR-Intendant Lutz Marmor. "Der Relaunch ist notwendig und sinnvoll. Dabei werden wir Thomas Gottschalk unterstützen. Die Ergebnisse gilt es ohne Hektik zu bewerten." Die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel betonte: "Es wäre ja auch unsinnig, zeitgleich mit dem Relaunch der Sendung ‚Gottschalk Live‘ deren vorzeitiges Ende zu beschließen." Erst am Montag hatte Gottschalk sein Konzept verändert und vor Studiopublikum moderiert.

Nach Angaben der "Welt" hatten hingegen Teilnehmer der Schaltkonferenz zuvor berichtet, die Mehrheit der Intendanten, die sich für einen vorzeitigen Ausstieg aus "Gottschalk Live" ausgesprochen hätten, sei überwältigend gewesen. Außer Piel, die sich leidenschaftlich für die Fortsetzung der Talkshow eingesetzt habe, hat sich angeblich niemand vorbehaltlos vor die Sendung gestellt. Neben den miserablen Quoten sollen die Befürworter eines raschen Ausstiegs auf die unzureichende Qualität des Formats verwiesen haben.

Für Produktionsgesellschaft und Redaktion dürfte diese Entwicklung überraschend kommen. Wie die "Welt" berichtet, hatten sie zuletzt auf Versprechungen des für die Sendung federführenden WDR vertraut. "Offenbar war ihnen bedeutet worden, die ARD würde auf eine vorzeitige Kündigung verzichten, wenn in den kommenden Wochen ein leichtes Quotenplus erzielt werde", schreibt das Blatt. Das Echo auf die erste Sendung mit neuem Konzept habe Gottschalks Mannschaft Hoffnung gemacht. Auch die Show vom vergangenen Dienstag sei zumindest ein kleiner Erfolg gewesen. Der Marktanteil habe zwar nur bei mageren 4,6 Prozent gelegen, dennoch sei es für die Sendung der stärkste Dienstag seit drei Wochen gewesen. Ob dieser Anfangserfolg für eine Fortsetzung der Sendung auch nach der Sommerpause ausreicht, ist derzeit noch ungewiss.

Gottschalk "zeigt Demut"

Offensichtlich geht die Diskussion auch an dem Moderator selbst nicht spurlos vorüber. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet, habe er in einem Interview mit dem Radiosender "Bayern 3" Demut gezeigt. Die Medienkritik an seiner Livesendung nehme Thomas Gottschalk ernst, sehe sich aber noch nicht endgültig gescheitert. "Ich sehe mich jetzt auch nicht in einer Reihe mit Guttenberg und Wulff und habe mir auch keinen Platz im Kloster ausgesucht, wo ich dann irgendwo zur Ruhe kommen müsste", wird der Moderator zitiert. Gottschalk ist nach wie vor von seiner Sendung überzeugt: "Wenn ich den Eindruck hätte, dass ich Schrott abliefere vor acht, dann würde ich mich in Demut zurückziehen und sagen ‚ich hab’s nicht hingekriegt‘. Aber ich bin der Meinung, dass ‚Gottschalk Live‘ ein durchaus annehmbares öffentlich-rechtliches Angebot ist", zitiert der "Focus" den Moderator.

Thomas Gottschalk hatte fast ein Vierteljahrhundert die beliebte ZDF-Show "Wetten dass..?" moderiert und dabei des öfteren Traumquoten erzielt. Allein bei seiner Abschiedssendung im vergangenen Dezember konnte er einen Marktanteil von 46,0 Prozent verbuchen. Der Moderator, der sich immer wieder öffentlich zu seinem christlichen Glauben bekennt, hatte seinen Ausstieg bei der ZDF-Sendung erklärt, nachdem der Wettkandidat Samuel Koch Ende im Dezember 2010 schwer verunglückt war. Seit dem 23. Januar moderiert er vier Mal in der Woche um 19.20 Uhr "Gottschalk Live". (pro)

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