Gotteslästerung erst ab 16?

Der Fall hat Seltenheitswert: Um die religiösen Gefühle nicht zu verletzen, hat die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) einem Computerspiel eine höhere Altersempfehlung gegeben. Das Computerspiel "The Binding of Isaac" muss nun in Deutschland den blauen Sticker mit "USK 16" tragen, darf also an Unter-16-Jährige nicht verkauft werden.
Von PRO

Dem Spiel liegt die Erzählung von Isaac, der von seinem Vater geopfert werden soll, zugrunde. Allerdings wird die Geschichte verzerrt dargestellt: In "The Binding of Isaac" (engl: Die Bindung Isaaks) flieht der junge Protagonist Isaac vor seiner Mutter, die nach dem exzessiven Genuss fundamentalistischer christlicher Fernsehsendungen Stimmen hört, die ihr befehlen, ihren Sohn zu opfern.

Das Action-Rollenspiel vermittle eine skurrile und groteske Atmosphäre, falle aber weder durch exzessive Gewalt noch durch sexuelle Inhalte auf, urteilten die Prüfer der USK. Demnach hätte die deutsche Version, die am 23. Februar in den Handel kommt, eine Freigabe ab 12 Jahren erhalten können. Dass die Prüfer diese nicht erteilt haben, begründen sie mit der "tendenziell blasphemischen Botschaft". Üblicherweise veröffentlicht die USK ihre Prüfberichte nicht. Der Hersteller der deutschen Version des Spiels stellte einen Auszug aus dem Prüfbericht auf Facebook zur Verfügung. Darin heißt es: "Gegen diese weitergehende Freigabe sprach jedoch die biblische Hintergrundthematik. Hierbei kann durch die tendenziell blasphemische Botschaft eine Beeinträchtigung vor allem religiöser Kinder unter 16 Jahren nicht ausgeschlossen werden. Das Prüfgremium befürchtete hier, dass die Grundidee des Spieles als verletzend oder gar desorientierend wahrgenommen werden könnte."

"Die Begründung mag unglücklich gewählt sein, die höhere Altersgrenze ist aber vertretbar, da für die Einordnung der religionskritischen Inhalte eine gewisse Vorbildung vonnöten ist", sagte der laut Angaben von "Pressetext.de" bekennende Christ Rüdiger Funiok vom "Netzwerk Medienethik" gegenüber dem Informationsdienst "pressetext.de". Die Geschichte von Isaac, der von seinem Vater geopfert werden soll, sei für die drei abrahamitischen Religionen von Bedeutung. Die im Spiel vorkommenden religiösen Fernsehsendungen gebe es auch in der Realität. All dies müsse man wissen, um die Aussagen des Spiels zu durchschauen. "Das können Zwölfjährige vermutlich noch nicht", so Funiok.

"Religion muss Spott aushalten"

Obwohl das Spiel keine realistischen Gewaltdarstellungen beinhalte, könne eine "Beeinträchtigung religiöser Kinder unter 16 Jahren" nicht ausgeschlossen werden, so die USK. In Deutschland sei der Schutz der religiösen Gefühle der Gläubigen gesetzlich festgelegt, erklärt erklärt Medienethiker Funiok. Spott über seine gewalttätige Seite müsse das Christentum, genau wie andere Religionen, aushalten. Vor dem Spott müsse aber das Wissen kommen.

Die USK ist die freiwillige Selbstkontrolle der Computerspielwirtschaft und damit die verantwortliche Stelle für die Prüfung von Computerspielen in Deutschland. Die Spiele werden von Sachverständigen, die von den Bundesländern beauftragt werden, in Zusammenarbeit mit dem ständigen Vertreter der obersten Landesjugendbehörden bei der USK gesichtet. Im Anschluss erteilen sie eine Kennzeichnung. "Einen Gotteslästerungs-Paragraphen im engeren Sinn gibt es in Deutschland nicht mehr. Aus pädagogischer Sicht ist es sinnvoll, Jugendlichen den Respekt vor Inhalten, die manchen Menschen heilig sind, zu vermitteln", sagt Funiok. (pro mit Material von pressetext.de)

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