Gabi Kovandas Leben ist trist. Dann trifft sie Gott und findet die Liebe wieder. Abseits des Berlinale-Wettbewerbs zeigen die Festspiele mit „Superwelt“ eine zauberhafte Geschichte über die lebensverändernde Kraft des Glaubens. Eine Filmkritik von Anna Lutz
Von PRO
Foto: Petro Domenigg
Beim Wäschefalten Gott getroffen: Gabi Kovanda, gespielt von Ulrike Beimpold
Zuerst hört sie ihn nur leise. Ab und an hält die Verkäuferin Gabi Kovanda inne. Beim Auffüllen der Regale im Supermarkt, beim Kochen für Mann und Sohn oder auf dem Weg zum Auto nach der Zumba-Stunde. Dann werden ihre Augen groß, ihr Blick richtet sich ins Nichts, sie erstarrt. Als die Stimme vehementer wird, beginnt die Familienmutter, Antwort zu geben und zu folgen. Gabi verlässt ihre Familie, die ihr ohnehin wenig mehr bietet als die Tristesse täglichen Wäschewaschens, Einkaufens und Fernsehschauens auf der Couch. Die Frau aus der österreichischen Provinz sucht die Einöde, wandert durch die Weizenfelder nahe ihrer Heimat, schläft und isst kaum noch. Sohn und Ehemann gefällt das wenig und auch Gabi selbst hadert mit ihrem Weg. Doch wenn der Allmächtige spricht, wer würde da nicht gehorchen?
Die Beschreibung des österreichischen Films „Superwelt“ von Karl Markovics klingt nach einer Komödie. Tatsächlich hat das Werk witzige Momente. Dann etwa, wenn Gabi auf ihrer Pilgertour durch die Felder nahe ihres Heimatortes in einem Bauwagen Halt macht, sich ungefragt zu den Handwerkern setzt und diese schulterzuckend und abendmahlsgleich mit ihr das Brot teilen. Eigentlich aber ist die zweistündige Geschichte ein Drama mit Happy End und noch dazu eines mit allerhand biblischen Bezügen.
Brennende Nadelbäume statt Dornbusch
Da ist zum Beispiel die Nacht, in der Gabi aufwacht, und die Bäume im Garten brennen. Ihr Ehemann ist längst mit dem Löschen des Feuers beschäftigt. Gabi hingegen versteht, wie einst auch Moses vor dem Dornbusch, dass hier Gott zu ihr spricht. Sie schimpft zwar, fügt sich aber am Ende dem göttlichen Willen und verlässt ihr Zuhause, um wie Jesus die Einöde zu suchen. Nur dass Gabi eben durch den Weizen statt durch die Wüste wandert. Auf einer Autobahnbrücke trifft Sie einen LKW-Fahrer. Die Arme weit augebreitet, dem Gekreuzigten ähnelnd, hatte sie dort innegehalten und den Eindruck erweckt, sie wolle sich das Leben nehmen. Der Fahrer nimmt sie ein Stückchen mit, als Dankeschön befreit sie ihn von einer Fliege im Gehörgang. Das ist nicht ganz die Heilung eines Blinden, darf aber in diesem Kontext verstanden werden.
Auch ihre persönliche Passion erlebt die Protagonistin. Auf ihrem Weg betritt sie eine Kapelle und sucht das Gespräch mit Gott. Versehentlich wird sie in dem Raum eingeschlossen. Eine Grabesszene mit Jesus-Bezug, denn plötzlich hört Gabi ihren Gott nicht mehr. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“, heißt es in der Bibel. Bei Gabi klingt es simpler: „Ich bin da. Und du kommst nicht.“
Gottesbegegnung rettet die Ehe
Am Ende ihres Weges zu Gott steht bei Gabi – atemberaubend gespielt von Ulrike Beimpold – keine Bekehrung, sondern die Wiederentdeckung der Liebe zu ihrem Ehemann. Das mag für Christen unbefriedigend sein. Gott ist schließlich mehr als die zwischenmenschliche Liebe, erst recht mehr, als die körperliche, mit der der Film endet. Wer das ganze aber herunterbricht, kann das christliche Element sogar hier noch entdecken: Am Ende bietet Gott der Hauptfigur einen Neustart an. Einen Neubeginn nach Jahren des Ungeliebtseins, der Langeweile und der Geringschätzung. Ein schönes Ende für einen Film, der sicher keinen missionarischen Anspruch hat, aber dennoch die lebensverändernde Wirkung zeigt, die Gottesbegegnungen haben können. (pro)
„Superwelt“, 120 Minuten, Österreich 2015
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