Anlässlich von Advent und Weihnachten hat das Internet-Nachrichtenportal news.de im November eine Umfrage durchgeführt, um etwas über das Verhältnis der Deutschen zu Gott herauszufinden. Von den insgesamt 1006 befragten Deutschen glauben 68 Prozent an Gott. Zudem wurde erneut bestätigt, dass es einen Unterschied zwischen den neuen und alten Bundesländern gibt. 74 Prozent der Westdeutschen glauben der Umfrage zufolge an Gott, während es in den neuen Bundesländern nur 42 Prozent sind.
News.de hat diejenigen, die an Gott glauben, zudem gefragt, wie sie Gott sehen. Die knappe Mehrheit von 55 Prozent hat darauf geantwortet, dass sie Gott für "wohlwollend und gütig" halte. Nur 13 Prozent der Befragten hatten ein eher unfreundliches Gottesbild. Darunter fielen etwa Vorstellungen wie die eines unpersönlichen, eines autoritären oder eines strafenden Gottes. Ein großer Teil der intervieweten Deutschen konnte jedoch keinerlei Angaben dazu machen, wie sie sich Gott vorstellen.
Reaktion der Kirchen: Deutsche offen für Religion
Mit den Ergebnissen konfrontierte news.de führende Vertreter der Kirchen und Religionen Deutschlands. Nikolaus Schneider, der Ratsvorsitzende der EKD, ist darüber erfreut, dass die deutsche Bevölkerung Gott als gütig ansieht. Gegenüber news.de sagte er, dass Gott tatsächlich die Menschen liebe und der Schöpfung in Gnade zugewendet sei. Jedoch habe er selbst die Erfahrung gemacht, dass in schwierigen Lebenssituationen Gott fremd und rätselhaft erscheinen könne. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch interpretiert die Zahlen der Umfrage so, dass die Deutschen nach wie vor offen für Religiosität seien. Zugleich brauche es aber eine missionarische Kirche, die dazu einlade, sich von Gott ansprechen zu lassen.
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster sieht einen Einfluss des Christentums darauf, dass die gläubigen Deutschen Gott überwiegend als wohlwollend und gütig betrachten. Kritisch wertet der Zentralrat der Muslime dies Gottesbild der Deutschen. Seine Generalsekretärin Nurhan Soykan sagte, dass für Muslime Gott sowohl bestrafend sei als auch gütig und gerecht.
Der Religionswissenschaftler und Religionspsychologe Stefan Huber unterstellt im Gespräch mit news.de, dass einige derjenigen, die an Gott zu glauben vorgeben, nicht an einen persönlichen Gott glauben. Dies entspreche einer pantheistischen Gottesvorstellung, die Gott als unpersönliche Kraft sieht. Huber empfiehlt daher, bei Umfragen zum Gottesbild der Deutschen auch gezielt nach pantheistischen Vorstellungen zu fragen. Eine andere Gruppe derer, die sich als gläubig bezeichnen, sei hingegen gegenüber Gott gleichgültig. Sie würden sich keine Gedanken über Gott machen und infolgedessen auch keine Vorstellungen darüber entwickeln, wer oder wie Gott ist. (pro)