Gott und das unermessliche Leid:
Die Geschichte von „The Shack“

Dieses Buch verändert. Es nimmt dem Zweifler die Zweifel, dem Traurigen die Trauer, es gibt dem Hoffnungslosen neue Hoffnung. Nur so kann der Erfolg von "The Shack" ("Die Hütte") erklärt werden, das sich seit Monaten auf Platz 1 der "New York Times"-Bestsellerliste hält. "The Shack" von William Paul Young, einem engagierten Christen, ist ein Phänomen – und das in mehrfacher Hinsicht. In den USA ist das Buch ein Bestseller – und ab Juni könnte es auch Millionen deutsche Leser verändern.
Von PRO

Von Andreas Dippel

William Paul Young wollte seinen Kindern zu Weihnachten eine besondere Freude machen: Er schrieb für sie einen Roman, in dem es um die Liebe Gottes zu den Menschen geht. Young trieb eine Frage um, die zur Kernfrage eines jeden Christen, Zweiflers und Wankenden gehört: „Wie kann Gott unaussprechliches Leid zulassen?“ Es ist diese zeitlose Frage, die Menschen seit Generationen bewegt, sie an einem guten Gott zweifeln lässt und nicht wenige Christen, die Leid erfahren haben, Gott als Schuldigen auf ihre persönliche Anklagebank setzen.

Young arbeitete viele Jahre als Büroangestellter und Nachtportier in Hotels. Der gebürtige Kanadier wuchs als Sohn von Missionaren in Papua-Neuguinea auf, war selbst viele Jahre lang Mitarbeiter einer christlichen Gemeinde. Mit seiner Frau Kim und seinen sechs Kindern lebt er in Happy Valley im US-Bundesstaat Oregon.

Als Geschenk für seine Kinder schrieb er also den Roman „The Shack“, zu deutsch: „Die Hütte“.  Auch Freunden, darunter zwei ehemalige Pastoren aus Los Angeles, gab er sein Manuskript zu lesen, und die waren von dem Stoff so angetan, dass sie Young drängten, seine Erzählung als Buch zu veröffentlichen. Doch die Verlage, bei denen Young sein Manuskript vorlegte, lehnten reihenweise ab. Keine christlichen und schon gar nicht säkulare Verlage wollten das Buch in ihr Programm nehmen. 

Doch Young und seine Freunde ließen sich nicht beirren. Sie gründeten im Mai 2007 eigens für „The Shack“ ihren eigenen Verlag, „Windblown Media“. Mit einem Budget von 300 Dollar gestalteten sie eine Website, das war’s. Weder Plakate oder Anzeigenkampagnen in Magazinen noch Werbefilme im Fernsehen begleiteten die Erstveröffentlichung von „The Shack“. Minimaler kann ein neu erschienenes Buch kaum lanciert werden – und umso erstaunlicher ist der maximale Erfolg, den Young und seine Kollegen mit „The Shack“ haben.

Denn bislang ging das Buch weltweit mehr als 6,5 Millionen Mal über die Ladentheken, seit Monaten belegt „The Shack“ Platz 1 der Bestsellerliste der renommierten US-Tageszeitung „The New York Times“ in der Rubrik Paperback. An dem Buch und seiner Geschichte muss etwas dran sein, was Millionen Menschen fasziniert.

Faszinierende Gespräche mit Gott

Die Geschichte, die seit Monaten Millionen Amerikaner fesselt, ist nicht leicht erzählt – denn die Dialoge, die das Buch prägen, können nicht in wenigen Zeilen nacherzählt werden. Wobei, so viel sei vorweg gesagt, es sind nicht irgendwelche Gespräche sind, die auf 200 Seiten von „The Shack“ erzählt werden, sondern Gespräche zwischen einem Mann, Mackenzie Allen Philips genannt, und Gott, Jesus Christus und dem Heiligen Geist. Schon diese Tatsache bringt eine zweite Hürde jeglicher Rezensionen des Buches mit sich: Vorurteile mögen so machen Christen entsetzt den Kopf schütteln und sich fragen lassen: Wie? Gespräche mit Gott, Jesus, dem Heiligen Geist? Wenn das mal nicht fragwürdig ist!

Vor-Urteile im besten Sinne des Wortes tun „The Shack“ unrecht. Wer das Buch gelesen hat, wird merken, dass manche – auch theologischen – Bedenken unbegründet sind. Die Geschichte spricht die Leser- seien es Christen oder Nicht-Christen – dermaßen an, dass in den USA „The Shack“ gleich dutzendfach gekauft und weiterverschenkt wird. So, als wollten die US-Leser damit sagen: Lest selbst, ob die Geschichte von William Paul Young tatsächlich kritikwürdig ist – aber bildet euch bitte ein Urteil, kein Vorurteil. Mehr noch wird das Buch weitergegeben, um Menschen zu vermitteln: Der Gott, der in dieser Geschichte geschildert wird, ist der Gott der Christen.

Der enorme Erfolg von „The Shack“ mag also auch mit einer Begeisterungswelle über eine der sicherlich besten Erzählungen der Christenheit zusammenhängen. „Dieses Buch hat das Potential, für unsere Generation das zu werden, was John Bunyans ‚Pilgerreise‘ für dessen Generation war. So gut ist es!“, kommentierte etwa Eugene Peterson, einer der bekanntesten Theologen der USA. Zur Erklärung: „Die Pilgerreise“ beschreibt das Leben eines Christen als Roman, mit allegorischen Beispielen aus dem Alltag, die einen Bezug zum ewigen Leben haben. Das Buch Bunyans, der von 1628 bis 1688 lebte, ist in 200 Sprachen übersetzt und wird bis heute durchgehend aufgelegt.

Und auch das Lob von Michael W. Smith, dem erfolgreichsten christlichen Musiker Amerikas, ist auf dem Buchcover abgedruckt: „The Shack ist der faszinierendste Roman, den ich seit vielen Jahren gelesen habe. Meine Frau und ich haben gelacht, geweint und haben unseren Kleinglauben beim Lesen des Buches bereut.“

Um einen Roman geht es also bei „The Shack“, und William Paul Young erweist sich in dem knapp 250 Seiten-Werk als brillanter Autor. In seiner Erzählung schildert er, wie Mackenzie das wohl schwerste Leid eines Familienvaters erfahren muss. Mackenzie, oder kurz Mack genannt, lebt mit seiner Frau und fünf Kindern in einer Kleinstadt im Nordwesten der USA. Die Philips sind eine gläubige Familie und besonders Macks Frau Nan hat einen fröhlichen Glauben an Gott, den sie in Gebeten und Gesprächen liebevoll „Papa“ nennt. Eines Tages, am letzten Wochenende der Schulferien, unternimmt Mack mit drei seiner Kinder einen Campingausflug. Die vier haben viel Spaß zusammen, genießen die Natur und Begegnungen mit Menschen auf einem Campingplatz. Am Morgen des Abreisetages allerdings verschwindet seine kleine Tochter Missy spurlos. Erst nach langem Suchen berichtet ein jugendlicher Camper, dass er einen Mann in einem Pickup gesehen habe, der ein Mädchen in einem roten Kleid offensichtlich in seine Gewalt gebracht hat – da wird Mack und den Ermittlern klar: Missy wurde entführt. Der Verdacht wird aufgrund eines Indizes schnell zur Tatsache. Und Mack muss den vorerst schwersten Gang seines Lebens tun: In einer Hütte mitten im Wald hat die Polizei das blutüberströmte Kleid, das Missy getragen hat, gefunden. Mack muss es identifizieren.

„Die große Traurigkeit“

Auf das Leben der Familie Philips legt sich die „große Traurigkeit“. Sie sind Christen, freilich, versuchen auch irgendwie mit dem Leid zurechtzukommen – doch besonders Mack findet keinen Frieden, zu schwer drückt ihn die Last der Verzweiflung, Trauer und der Zweifel an seinem Gott. Die Frage, wie Gott dieses unermessliche Leid zulassen konnte, lässt Mack nicht locker. Diese Frage quält nicht nur Christen wie Mack. Eines Tages findet er in seinem Briefkasten einen Brief ohne Absender. „Ich warte auf dich in der Hütte“, steht darin, unterzeichnet ist der Brief schlicht mit „Papa“. Mack vermutet einen üblen Scherz oder gar eine Finte des Mörders seiner Tochter – doch wer sollte außer ihm wissen, dass seine Frau seit vielen Jahren eine besondere Anrede für Gott gebraucht: Papa.

Es dauert seine Zeit, bis Mack sich dazu entschließt, zur Hütte zu fahren. Erneut an den Ort, der das Zentrum seines Schmerzes, seiner Trauer, seiner Zweifel markiert. Nie war er mehr dort seit dem Tod von Missy. Was sich nach der Ankunft Macks in der Hütte abspielt, ist die eigentliche Erzählung des Buches. Er trifft auf Gott, der Mack in unterschiedlicher Gestalt begegnet. Er unternimmt Spaziergänge mit Jesus und dem Heiligen Geist, stellt ihnen seine Fragen, nicht nur nach Missy, nach seinen Zweifeln und Ängsten. Diese Gespräche, die William Paul Young freilich allesamt erfunden und in die Handlung eines Romans eingebettet hat, sind schlicht faszinierend, nie oberflächlich oder kitschig. Im Gegenteil, die Antworten, die Mack auf seine Fragen erhält, leuchten ein und ermutigen.

Doch „The Shack“ hat in den USA auch für erhebliche Debatten gesorgt. Theologen kritisieren etwa die Darstellung der Trinität, andere die erfundenen Dialoge und einzelne Aussagen „Gottes“. Diese und ähnliche Diskussionen werden sich wohl auch in Deutschland zutragen, wenn „The Shack“ im Sommer in deutscher Übersetzung erscheint.

Der Ullstein Verlag in Berlin hat von Windblown den Zuschlag für die Rechte erhalten, die Übersetzung ist fast abgeschlossen und auch der Titel steht: „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“. Der Untertitel trifft den Inhalt zwar nicht ganz so wie der englische Titel – „Where Tragedy confronts Eternity“, zu Deutsch etwa „Wo Tragik/Leid auf die Ewigkeit trifft“ –, aber der Inhalt von „Der Hütte“ wird auch in Deutschland zahlreiche Leser begeistern – und verändern.

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Weitere Hintergründe und alle Neuigkeiten zu „The Shack“ von William Paul Young lesen Sie demnächst auf www.pro-medienmagazin.de und in proKOMPAKT, unserem wöchentlichen pdf-Magazin.

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