„Gott ist größer als jede Beleidigung“

Die Frage ist ein gesellschaftlicher Dauerbrenner: Wie weit dürfen Witze, Karikaturen oder Satire über Gott und Religion gehen? Anlässlich des Tags der Blasphemie hat das Domradio den Diakon und Kabarettisten Willibert Pauels befragt. Ihm zufolge darf Satire alles.
Von PRO
Der Papst auf dem Ttitanic-Cover

„Mit religiöser Satire beleidigt man nicht Gott, sondern die Menschen, die an ihn glauben und denen das heilig ist.“ Diese Auffassung vertritt der Diakon und Kabarettist Willibert Pauels im Interview des Domradio. Aus seiner Sicht ist „Gott größer als jede Beleidigung“.

Große Probleme hat Pauels mit Blasphemie-Paragrafen in fundamentalistischen Ländern. Diese öffneten „Tür und Tor für Diffamierung“. Menschen müssten um ihr Leben fürchten, weil sie den Propheten oder Allah beleidigt hätten. Aus seiner Sicht müssten Betroffene dies um der Menschen willen aushalten, wenn ihre eigene Religion beleidigt werde.

„Ohne Freiheit entsteht schnell ein totalitäres Regime“

Wer die Freiheit – auch die für Satire – einschränke, komme schnell in die Gefahr, ein totalitäres Regime aufzubauen. Er selbst gehöre nicht zu den Sympathisanten des Satire-Magazins Charlie Hebdo. Einige ihrer Karikaturen finde er „unter aller Sau“. Pauels würde aber „nie auf die Idee kommen, Charlie Hebdo zu verfolgen“.

Für sinnvoller halte er die Option, Satire zu widersprechen. Der mittelalterliche Geistliche Filippo Neri habe derbe Korruption und Machtbesessenheit im Vatikan zum Gegenstand seiner Späße gemacht. Auf Angriffe gegen sich habe er versucht, mit besseren Späßen zu antworten.

„Niemanden in der Seele verletzen“

Gewalt sei nie das richtige Mittel, um auf Blasphemie zu reagieren. Jemand wegen seiner Religion zu beleidigen und zu verfolgen, „bringt nur Unglück und allergrößte Ungerechtigkeit“. Für eine rechtliche Einigung gebe es entsprechende Gesetze. In seinem eigenen Bühnenprogramm mache er über alles Späße: „Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht jemanden demütige.“ Er wolle niemanden klein machen, demütigen und in der Seele verletzen.

Aktuell nehme er eine „Hyper-Moral der Zensur“ wahr. Pauels warnt davor, wieder in Zeiten zurückzukommen, „wo jemand, der zensierte Dinge wie Majestätsbeleidigung oder Gottesbeleidigung sagte, auf dem Scheiterhaufen landete. Wir müssen aufpassen, dass das nicht wieder über eine andere Schiene passiert“.

Der Tag der Blasphemie findet jedes Jahr am 30. September statt. Das amerikanische „Center for Inquiry“ hat ihn ins Leben gerufen. An diesem Tag sollen alle ihrer Kritik über Religionen und religiöse Glaubensinhalte offen freien Lauf lassen und so zu Dialog und Debatten anregen. Das Datum erinnert an die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen am 30. September 2005.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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