Göring-Eckardt: „Glaube ist Heimat und Versicherung“

Seit wenigen Wochen ist Katrin Göring-Eckardt Spitzenkandidatin der Grünen für die kommende Bundestagswahl. Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) bezieht sie dazu Stellung und erzählt etwas über die Gratwanderung zwischen Mitmachen und Verweigern im DDR-System, der Schwierigkeit den Grünen ein positives Familienbild zu vermitteln und ihrer täglichen Bibellektüre.

Von PRO

"Glaube ist Heimat und Versicherung", bekennt der Familienmensch. Als Gläubige wisse sie, dass es noch etwas anderes gebe, als den nächsten wichtigen Termin oder den Karriereschritt. Sonntags im kirchlichen Gottesdienst finde sie einen Ort der Ruhe. Eine Politik mit der Bibel in der Hand lehne sie ab: "Trotzdem gibt der Glaube mir Leitbilder, die mein politisches Handeln beeinflussen."

Bete nicht für Wahlergebnisse

Zu ihrem Tagesablauf gehöre an jedem Morgen die Herrnhuter Losung und vor dem Schlafengehen ein Gebet: "Ich bete, wenn es um wichtige Sachen geht – allerdings nicht für Urwahlergebnisse", meint die Grünen- Politikerin. In ihrer Partei sei sie als Christin auch keine Minderheit mehr. Die parteiinternen Diskussionen zu christlichen Themen richteten sich auch nicht gegen die Kirche, sondern handelten vom "Verhältnis von Kirche und Staat", etwa bei der Ausgestaltung des kirchlichen Arbeitsrechts und in der Frage des Religionsunterrichts: "Ich finde es gut, wenn Kinder in der Schule etwas von Leuten, die glauben, über Religion erfahren. Dennoch ist es nicht kirchenfeindlich zu überlegen, wie man mit Religionsunterricht in staatlichen Schulen umgeht." Die Gesellschaft sei zum einen multireligiös, zum anderen müssten immer mehr Menschen immer weniger über Religion. Die weltanschauliche Offenheit der Grünen schätze sie.

Angesprochen auf ihre Gemeinsamkeiten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel betont die 46-Jährige, dass sie in einer Kirche mit ihr sei und an den gleichen Gott glaube. Politisch und biographisch hätten sie darüber hinaus nicht viele Gemeinsamkeiten. Sich selbst bezeichnet sie in ihrer schulischen Laufbahn als eher aufmüpfig: "Ich war nicht diejenige, die Grenzen überschreiten wollte, aber ich wollte immer wieder ausprobieren, wo sie liegen, und ich dachte, es müsse möglich sein, das System von innen zu verändern."

Ihre Mutter, erzählt Göring-Eckardt, sei von der Schule geflogen, weil sie sich in der Jungen Gemeinde engagierte. Statt Deutschlehrerin zu werden, "hier hätte ich die Staatsideologie vertreten müssen", entschied sich die grüne Spitzenkandidatin zunächst für ein Studium der Theologie. Nach wenigen Semestern beendete sie dies zugunsten der politischen Karriere. Heute ist Göring-Eckardt Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Dieses Amt lässt sie aber für die Zeit ihrer Kandidatur ruhen. (pro)

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