Ab heute schaut zumindest die (Sport-)Welt gebannt nach Sotschi. In der russischen Stadt geht es zwei Wochen lang für die Sportler um Ruhm, Ehre und Medaillen. Hier werden Helden geboren und zu Legenden. Aber die Olympischen Spiele sind auch ein Ort für Niederlagen und Verzweiflung. Ein Kommentar von Johannes Weil
Von PRO
Foto: Kay Nietfeld / picture alliance
Am heutigen Freitag beginnen die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Dabei ist es wichtig, mit den Sportlern, die unter großem Druck stehen, gnädig umzugehen
Auch ich werde die Zeit nutzen, um mir – möglichst viele – sportliche Wettbewerbe anzuschauen. Und dann ertappe ich mich oft genug dabei, wenn ich mit meinen Erwartungen vor dem Fernseher sitze: „Das sind Profis, die müssen das können. Hier ist eine Medaille für Deutschland Pflicht.“ Dann bin ich enttäuscht, wenn „mein“ Lieblingsbiathlet „nur“ Zweiter wird.
Schnell bei Fragen des Glaubens
Einen realistischen Blick auf die Dinge hat mir die Begegnung mit einem Menschen gebracht, der ganz nah dran ist an den Athleten. Thomas Weber ist Pfarrer und begleitet die deutsche Olympia-Delegation nach Russland. Für die Sportler und Betreuer ist er bereits zum fünften Mal Zuhörer, Seelsorger und Ansprechpartner. Mit Sportlern, die sich ihm anvertrauen, spricht er über Familie, zerplatzte Träume und die Frage, was nach der aktiven Laufbahn kommt. „Oft sind wir dann sehr schnell bei Fragen des Glaubens“, erzählt Weber.
Noch ein anderer Aspekt wird mir ganz neu bewusst im Gespräch mit Weber. Er beschreibt mir den – fast schon unmenschlichen – Druck, dem Sportler ausgesetzt sind, wenn sie vier Jahre auf den Tag X hinarbeiten und dann kurz vor dem Gewinn der Goldmedaille patzen oder krank werden. „Da bricht eine Welt zusammen. Gerade da brauchen die Sportler jemanden, dem sie sich anvertrauen können.“ Weber hilft in seiner Arbeit das Gebet: „Es tröstet, Gott alles sagen zu dürfen.“ Er wird aber nicht für den Erfolg der Sportler beten, denn diesen könnten ja auch die Pfarrer-Kollegen aus den anderen Nationen einfordern, „sondern für einen fairen Wettkampf und eine behütete Leistung“.
Menschen und keine Maschinen
Für Weber ist der Bibelvers „Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden an seiner Seele nimmt“ ein wichtiger Begleiter im Dialog mit den Sportlern geworden. Auch das erweitert mir als Zuschauer noch einmal die Perspektive. In den nächsten zwei Wochen sind keine Maschinen, sondern Menschen am Start. Menschen, die vielleicht um ihren Marktwert, nicht aber um ihren Wert vor Gott kämpfen müssen. Der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters hat sich klar zum Engagement der Kirchen in Sotschi geäußert: „Und – wie auch Papst Franziskus oft betont – Kirche muss da hin, wo die Menschen sind. Das ist unser Auftrag.“ Recht hat er.
Von daher ist es gut, dass die beiden großen Kirchen Deutschlands in den kommenden Wochen vor Ort vertreten sind. Sie dürfen den Sportlern vermitteln, dass sie geliebt und angenommen sind: egal ob als Gewinner oder als Letzter in einem Wettbewerb. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir – bei allen Emotionen – entspannte und gnädige Olympische Spiele, in denen der bessere Sportler gewinnen möge.
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