Glücksritter mit Galgenhumor: Eckart von Hirschhausen

"Hat Jesus eigentlich gelacht, hatte er Humor?", fragt sich Jürgen Domian. Eckart von Hirschhausen hat darauf eine ganz eigene Antwort gefunden. Das evangelische Magazin "Chrismon" führte ein Interview mit den beiden.
Von PRO

Humor ist Hirschhausens Rezept für ein glückliches Leben. Auch dann noch, wenn der Lebensweg holpriger wird. Ja, dann sogar erst recht. Aus diesem Grund hat der Arzt und Kabarettist die Stiftung "Humor hilft heilen" gegründet, die die Stimmung in Krankenhäusern aufhellen soll. Schon über 15 Jahre lang tritt er als Stand-up-Comedian, Moderator und Zauberkünstler auf. Seit 2007 ist  der 44-Jährige auch regelmäßig im Fernsehen zu sehen.
 
Jürgen Domian wurde mit der Telefon-Talk-Sendung "Domian" bekannt. Seit 1995 können die Hörer von 1live und auch Zuschauer des WDR Fernsehens  von ein bis zwei Uhr nachts Rat bei ihm einholen. Ihre Probleme sind meist seelsorgerlicher Art. Der 54-jährige Moderator hat kürzlich ein fiktives Gespräch mit dem Tod in Buchform veröffentlicht. Im Gespräch mit "Chrismon" antwortet er auf die Frage nach dem Grund der Themenwahl, er habe mit etwa elf Jahren erkannt, "dass wir endlich sind". "Das hat mir unglaublich Angst gemacht. Diese Angst zog sich durch mein ganzes Leben. Als Jugendlicher suchte ich Hilfe im Glauben. Ich wurde für ein paar Jahre ein tiefgläubiger Christ und stand kurz vorm Theologiestudium." Ebenso sagt Hirschhausen: "Ich habe auch mit dem Theologiestudium geliebäugelt! Nicht umsonst waren Heilkunst und Religion über Jahrtausende ein Job: Medizinmann." Heute gingen Leute mit Fragen zum Arzt, die sie früher ihrem Pfarrer gestellt hätten.

Domian fragt sich unterdessen, ob Jesus denn auch mal gelacht habe. "Ich habe damals bestimmt dreimal die ganze Bibel gelesen. Da gibt´s nichts zu lachen. Daher vielleicht auch meine ernste Prägung." Natürlich habe Jesus Humor gehabt, insistiert der Komödiant: "Wenn wir das nicht sehen, liegt das daran, dass wir nur so wenig Tonaufnahmen und Bewegtbilder von ihm haben. Allein, dass er Wasser in Wein verwandelt hat! Das Christentum ist die einzige Religion, in der der Religionsstifter den Rausch sogar herbeiführt." Domian überzeugt das wenig: "Religion und Humor, ich weiß nicht. Ich habe mich intensiv mit dem Zenbuddhismus beschäftigt, mit dem Hinduismus, auch mit dem Islam. Schallend gelacht wird nirgendwo."

"Vielleicht hilft ein bisschen Witz", rät Domian dem Klerus. Pfarrer, die Anekdoten erzählen, seien sicher beliebter. Die Idee findet Hirschhausen hervorragend: "Guter Humor ist auch Wahrheit, ist kondensierte Lebenswirklichkeit. Deswegen lachen wir: über die treffende Zusammenfassung von einer Paradoxie, die uns selber schon mal aufgefallen ist, die wir selber aber nicht so treffend hätten formulieren können."

Beide sprechen sich auch gegen die häufige Tabuisierung des Todes aus. Eckart von Hirschhausen findet, dass alles in einer ganz anderen Perspektive erscheine, sobald man den Tod mit auf der Rechnung habe: "So ergibt sich eine andere Perspektive. Dabei ist der Tod der ultimative Lehrmeister, weil vieles, über das wir uns aufregen, in der Rückschau total Banane ist." Früher, als die Menschen noch fest im Glauben verankert waren, sei es noch nicht tabu gewesen, über den Tod zu sprechen. Heute hingegen: "Jugendwahn, Schönheitschirurgie, Castingshows. Da gibt es nichts Schlimmeres als die Endlichkeit, den Verfall und Sterben", sagt Domian. Hirschhausen pflichtet ihm bei: "Deshalb verdrängen wir den Tod, sonst ließe sich diese Gier nach Wachstum und Steigerung nicht aufrecht erhalten."

Hirschhausen kennt aber auch Geschichten, bei denen kein christlicher Trost helfen könne: "Die Freundin eines Bekannten legte sich im Park auf den Rasen, döste ein und wurde von einem rangierenden Müllwagen überfahren. Jetzt soll mir mal jemand erklären, dass sowas einem großen Plan gemäß passiert!" Auch hier ist der Radiomoderator gleicher Ansicht: "Genau. Das war eine der zentralen Fragen, warum ich meinen christlichen Glauben verloren habe. Ich weiß, es gibt kilometerlange Abhandlungen darüber, aber nichts davon hat mich überzeugt." Ganz direkt fragt er den Kabarettisten: "Bist du gläubig?" Von Hirschhausen antwortet: "Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott. […] Ich glaube aber an diesen Satz in der Bibel: ‚Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind‘ – also an das Verbindende zwischen Menschen." Die Menschen bräuchten das Gefühl, an etwas teilzuhaben, das über sie hinausweist.

"Chrismon" erscheint seit dem Jahr 2000 monatlich als Beilage in der "Zeit" sowie in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der "Mitteldeutschen Zeitung", "Schweriner Volkszeitung", "Süddeutschen Zeitung" und im "Tagesspiegel". Das Magazin ist als erweiterte Ausgabe auch im Abonnement erhältlich. Nach Angabe des Verlages erreicht es knapp eine Million Leser. (pro)

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