„Glotze aus!“ – Fernsehprogramm spaltet Gesellschaft

H a m b u r g (KEP) - Der durchschnittliche Fernsehkonsum in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr, obwohl sich die Mehrheit der Zuschauer über ein immer schlechter werdendes Programm beschwert. Das Umschalten hat das Abschalten ersetzt. Doch neben der breiten Masse an Fernsehabhängigen existiert eine kleine, aber stetig wachsende Gruppe von Menschen, die den Fernseher erfolgreich aus ihrem Leben verbannt hat. Und auch die Presse fordert, den Fernseher abzuschalten.
Von PRO

„Glotze aus!“ titelt die aktuelle Ausgabe des Hamburger Wochenmagazins „stern“. „Was einst ein Ereignis war, ist zum Nebenbei-Medium verkommen“, kritisiert die Titelgeschichte das Konsumverhalten deutscher Fernsehzuschauer. Soziologen warnen, dass das Fernsehen von heute die Gesellschaft spalte und nicht, wie früher, vereine. Dreieinhalb Stunden täglich läuft der Fernseher in deutschen Haushalten, obwohl sich fast ein Drittel der Zuschauer, nach einer Umfrage des „stern“, häufig bis sehr häufig vom Fernsehen genervt fühlt. Doch warum verkommt das Fernsehen immer mehr zum qualitätslosen „Nebenbei-Medium“ und wieso entscheiden sich nur wenige für eine Fernsehabstinenz?

Quotenkampf und Überangebot

Hans Janke, stellvertretender Programmdirektor des ZDF, hat eine Erklärung für die mindere Fernsehqualität: „So viel Fernsehen, wie heute gemacht wird, kann nicht immer im höchsten Maß interessant sein. Das scheint mir von den physischen, intellektuellen und kreativen Möglichkeiten her geradezu ausgeschlossen. Und in der ungeheuren Menge von Programm versinken auch die Perlen.“ Ist also lediglich ein Überangebot an Programm für die schlechte Qualität des Fernsehens verantwortlich?

Die „stern“-Autoren finden noch einen weiteren Grund: Den Kampf der Programm-Macher um die Quote. Der früher Sat.1-Chef Martin Hoffmann beschreibt die Quote enthusiastisch: „Sie ist das repräsentativste System. Feingliedrig. Austariert. Sie ist Kern dieses Geschäfts“. Und als Kern des Geschäfts ist sie programmbestimmend. Je mehr Menschen zusehen, desto teurer können die Sender ihren Kunden die Werbezeit verkaufen. Also werden neue Sendungen in atemberaubender Geschwindigkeit ins Fernsehen „katapultiert“ und oft genauso schnell wieder abgesetzt. Darunter leidet natürlich die Qualität, was viele Deutsche aber nicht am Einschalten hindert.

Abschalten statt umschalten

Statt abzuschalten, läuft der Fernseher oft einfach „nebenher“. Nach einer Umfrage des „stern“ geben fast 50 Prozent der Befragten an, gelegentlich, häufig oder sehr häufig beim Fernsehen anderen Beschäftigungen nachzugehen. Eine komplette TV-Abstinenz können sich nur 16 Prozent der Befragten vorstellen. Doch neben dem durchschnittlichen Fernsehkonsumenten, gibt es immer mehr Menschen, die das Fernsehen ablehnen. Der „stern“ hat einige von ihnen zu Wort kommen lassen.

Zitiert wird beispielsweise der Familienvater Johann Fontaine, der sich mit seiner Familie für einen Alltag ohne Fernseher entschieden hat: „Fernsehen war fast schon eine Sucht. Heute bestimmen wir selber unser Leben“. Nach anfänglichem Protest lernten auch seine Kinder das Leben ohne „Marienhof“ und „GZSZ“ zu schätzen. Seine Tochter Maëlle freue sich, dass sie dank der TV-Abstinenz eine ungeahnte Menge an Freizeit habe, die sie mit ihren Freunden verbringen kann, so der „stern“.

Der Illustrator Ingo Römmling genieße schon seit zehn Jahren das Leben ohne Fernsehen. „Wenn heute irgendwo die Glotze läuft, ist mir das alles zu bunt, zu laut, es macht mich aggressiv,“ zitieren ihn die Autoren. PR-Berater Joachim Sina lebt seit einem Jahr ohne Fernsehen und bezieht seine Informationen aus Zeitungen und dem Internet. „Mein Leben ist heute schöner,“ sagt er. Es scheint also zu funktionieren – das Leben ohne Fernseher.

Lesen Sie mehr zu dem Thema in der Ausgabe „Unsichtbare Religion Fernsehen – Wenn der Glaube aus dem Fernsehen kommt“ des Christlichen Medienmagazins pro . Bestellen Sie kostenlos diese Ausgabe 03/2005: Telefon: (06441) 915 151, E-Mail: pro@kep.de

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