Glaube, Liebe, Hoffnung: Mircos Eltern bei Beckmann

"Nur ihr Glaube hat ihnen Halt gegeben." Mit diesen Worten kündigte Moderator Reinhold Beckmann am Montag in seiner ARD-Sendung die Eltern des im September ermordeten Mirco an. Gefasst, fast schon zuversichtlich, berichteten die Christen von ihrem Schicksal und der Kraft, die Gott ihnen gibt.

Von PRO

"Ich hatte immer Hoffnung", sagte Reinhard Schlitter bei Beckmann. Erst im Januar, vier Monate nach seinem Verschwinden, wurde Mircos Leiche gefunden. "Wie haben Sie es geschafft, nicht zu verzweifeln?", fragte Beckmann. Geholfen hätten vor allem die "intensiven Gebetszeiten", die die Familie jeden Abend gehabt habe, sagte Reinhard Schlitter. Gemeinsam mit seiner Frau ist er in einer Pfingstgemeinde engagiert. Dass sich die Familienmitglieder so gegenseitig getragen hätten, sei eine Art Schlüsselerlebnis bei der Verarbeitung des Verbrechens gewesen. Sandra Schlitter erklärte, sie habe um Kraft gebetet und die Sonderkommission der Polizei gesegnet. Sie habe Gott aber auch gebeten, dass der Täter zur Erkenntnis komme, seine Tat gestehe und verrate, wo Mirco sei. "Ich glaube, dass Gott Menschen ein Stück weit verändern kann", sagte Sandra Schlitter. Letztendlich sei dieses Gebet erhört worden, denn der mutmaßliche Täter habe tatsächlich erzählt, wo Mirco lag.

Überraschend direkter Glaube

Die Direktheit ihres Glaubens überrasche "uns alle", sagte Beckmann. Sandra Schlitter erklärte: "Ich hole mir die Kraft aus meinem Glauben." Das bedeute für sie Bibellese, Lobpreis und Gebet. "Es ist schon eine Erwartung da: Die müssten jetzt in der Ecke sitzen und heulen", beschrieb sie die Reaktionen ihres Umfeldes. Eines Tages habe ihre Tochter sie gefragt: "Mama, darf ich jetzt noch lachen?" "Wenn es dir gut geht, dann habe deinen Spaß", habe sie geantwortet.

Ebenfalls Gast bei Beckmann war der Präses des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider. "So wie Sie von Ihrem Glauben sprechen, verstehe ich auch, dass Sie sagen, der Täter bleibt ein Mensch", zeigte er sich beeindruckt von der Vergebungsbereitschaft der Eheleute. Auch Schneider verlor 2005 ein Kind. Seine Tochter Meike erkrankte 2003 an Leukämie und starb an der Krankheit. Durch diesen Schicksalsschlag habe sein Glaube "schon Risse bekommen", sagte Schneider. "Ich habe neu begriffen, was es heißt, Gott zu lieben und zu fürchten." Die Situation damals sei "schrecklich" gewesen, aber "nicht gottverlassen". Bis heute habe er dennoch nicht für sich geklärt, warum Gott das zugelassen habe.

"Gott lässt die Sonne über Gut und Böse scheinen"

Warum Gott Leid nicht verhindere, sei "ein Geheimnis", sagte er. Schneider habe nie an Gott gezweifelt, wohl aber an einem liebenden Gott. Die Schlitters erklärten, die Frage nach dem Warum bleibe – trotz Gottvertrauen. "Gott lässt die Sonne über Gut und Böse scheinen", sagte Gerhard Schlitter, und weiter: Manche Menschen ließen ihre böse Seite mehr zu als andere.

Obwohl die Schlitters den Tod ihres Sohnes offensichtlich gut verarbeiten, graut es ihnen schon jetzt vor einem Moment: dem Zusammentreffen mit dem mutmaßlichen Täter vor Gericht. Sandra Schlitter sagte, sie habe vergeben, hege keinen Hass gegen ihn. "Er gehört schon weggesperrt. Ich glaube, dass Gott Wunder tun kann, aber irgendwo muss er da schon seine Strafe bekommen", sagte sie. Zögerlich erklärte Schneider: "Gott wird den Täter aus seinem Menschsein heraus nicht verdammen, aber er zieht auch zur Rechenschaft", und fügte hinzu: "Gott wird aber auch niemanden aufgeben." (pro)

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=6976650
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