Glaube, Kinder und Karriere: Ein Blick auf die Bundestagsabgeordneten

Es ist eine aufschlussreiche Untersuchung, die die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" für ihre aktuelle Ausgabe durchführte: Die Zeitung nahm die veröffentlichten Daten der Mitglieder der fünf Fraktionen im Deutschen Bundestag unter die Lupe. Eines der Ergebnisse: Eine Karriere von Frauen in der Politik führt zu wenigen Kindern. Große Unterschiede zeigten sich auch in der religiösen Bekenntnisfreudigkeit der Mitglieder im deutschen Parlament.
Von PRO

Beim Blick in die Biographien und Angaben der Abgeordneten aller Fraktionen im Bundestag zeigt sich: Je höher der Frauenanteil in einer Fraktion ist, umso geringer ist die durchschnittliche Kinderzahl der Abgeordneten dieser Fraktion, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.

So hätten die Grünen, die mit knapp 60 Prozent den höchsten Frauenanteil aufweisen, nur durchschnittlich 1,1 Kinder. Die Linksfraktion, die zur Hälfte aus Frauen besteht, kommt auf 1,2 Kinder und liegt damit ebenfalls unter der durchschnittlichen Kinderzahl in Deutschland, die 1,3 beträgt. Die SPD-Fraktion (36 Prozent Frauen) hat durchschnittlich 1,5 Kinder, die FDP-Fraktion (25 Prozent Frauen) 1,6. Die CDU/CSU-Fraktion, die nur ein Fünftel Frauen zählt, liegt mit 1,9 Kindern deutlich vorn.

Wenn es um die höchste Kinderzahl geht, nehme Johannes Singhammer (CSU), der familienpolitische Sprecher der Union, mit sechs Kindern den Spitzenplatz ein. Die siebenfache Mutter und Familienministerin Ursula von der Leyen hat kein Bundestagsmandat. Fünf Kinder gebe es in der Unionsfraktion viermal, bei der FDP zweimal, bei SPD und Grünen je einmal. In der Linksfraktion seien drei Kinder Spitze. „Anscheinend spielen weltanschauliche Gründe in der mehrheitlich katholisch geprägten Union eine Rolle. Bei den Grünen ist knapp die Hälfte der Abgeordneten kinderlos“, so die „FAS“.

Was glauben unsere Bundestagsabgeordneten?

Große Unterschiede zeigten sich laut der Untersuchung auch in der religiösen Bekenntnisfreudigkeit der Mitglieder der fünf Fraktionen im deutschen Parlament. „Während in der Union nur 3 Prozent keine Angaben zu ihrer Konfession machen, sind es bei der FDP mehr als ein Drittel und bei der SPD 42 Prozent. Die Hälfte der Abgeordneten der Linksfraktion verzichtet auf solche Angaben, ein Drittel bekennt sich als konfessionslos. Die Grünen belegen den Spitzenplatz bei den ‚Nichtbekennern‘: 63 Prozent ihrer Parlamentarier machen keine Angaben zu ihrer Religion.

Verpflichtet sind die Abgeordneten zu einer Angabe ihres Familienstandes, der Anzahl ihrer Kinder oder ihrer Religionszugehörigkeit nicht. Einzig ihr Einkommen und ihre Nebeneinkünfte müssen die Parlamentarier angeben.

Bei der Religion, so die „FAS“, höre es für viele der gegenwärtig 612 Parlamentarier mit dem öffentlichen Bekenntnis auf. „In der Union – die einzige mehrheitlich katholische Fraktion – macht nur eine kleine Minderheit von 7 der 223 Abgeordneten keine Angaben zur Konfession (3 Prozent). Die Freien Demokraten verzichten schon zu einem guten Drittel auf Angaben zum Glaubensbekenntnis, in der SPD sind es 42 Prozent.“ Bei der „Linken“ wachse dieser Anteil auf die Hälfte der Abgeordneten. Und fast zwei Drittel der grünen Parlamentarier äußerten sich nicht dazu, an was sie glauben oder auch nicht.

Die Gründe dafür seien unterschiedlich: „Die einen behalten ihre Konfession für sich, weil sie sich von Kirche oder Glauben entfernt haben. Manche fürchten, Nichtgläubige abzuschrecken. Andere wollen vermeiden, dass Gläubige durch ein Bekenntnis zum Atheismus abgestoßen werden. Nur eine einzige Abgeordnete, Simone Violka von der SPD, bezeichnet sich im Amtlichen Handbuch des Bundestages als Atheist – die Finanzbuchhalterin hat ihren Wahlkreis im Chemnitzer Land. Bei der SPD nennen sich ein Dutzend Abgeordnete konfessionslos. Die Mehrzahl von ihnen kommt aus Ostdeutschland. In der ‚Linken‘ gehört es hingegen fast zum guten Ton, konfessionslos oder ohne Glaubensbekenntnis zu sein: 17 Abgeordnete (elf davon aus dem Osten) bekennen sich dazu. Das ist ein Drittel der 53 Abgeordnete zählenden Fraktion. Als Katholik oder Protestant ‚outen‘ sich nur sieben ‚Linke‘.“

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