Wer glaubt, lebt gesünder, hat ein stabileres Immunsystem und muss weniger ins Krankenhaus. Das belegten nach Angaben von sueddeutsche.de rund 1.200 Studien. Die Vorstellung vom Glaube „als Teil der Wellness- und Fitness-Bewegung“ ist für Autor Matthias Drobinski „eine gruselige Vorstellung“. Wenn Glaube zum Zweck werde, zu einem Dienst „des Gemeinwesens, der Volksgesundheit“, helfe er nicht mehr und mache auch nicht mehr gesund, schreibt Drobinski. Meditation heile vor allem den, der sie nicht zielgerichtet zur Heilung einsetze. Forscher hätten diesen Effekt bei Buddhisten und Christen beobachtet. Wer Glaube „verzwecken will und benutzen, zerstört ihn, ob er Politiker ist oder Therapeut oder Bischof.“
Anlass für die Betrachtung bietet der Katholikentag in Regensburg. Die meisten Teilnehmer an dem Treffen teilten die Auffassung: „Mein Glaube hilft mir im Leben, er ist Richtschnur für meine Entscheidungen, er tut mir gut, er bringt Freude, Zufriedenheit und Spaß ins Leben.“ Doch der Glaube sei mittelerweile ein „knappes Gut geworden“, konstatiert Drobinski. Der Gedanke, dass der sonntägliche Kirchenbesuch zur Steigerung des Wohlbefindens diene „wie Schwimmen und Sauna am Samstagnachmittag“, erfüllt den Autor mit Unbehagen. Der Gläubige könne sich in seiner Not und Ausweglosigkeit vor Gott verwerfen und „den Fall an die höchste Instanz abgeben“, schreibt Drobiniski. Dies sei zwecklos, jedoch nicht sinnlos.
Der Glaube schlage dem „Selbstoptimierungsgewese ein Schnippchen“, stellt der Autor erleichtert fest. Das gelte es auf dem Katholikentag zu feiern. (pro)