Glaube braucht Wertschätzung und Offenheit

Hermann Gröhe ist seit Oktober 2009 Generalsekretär der CDU Deutschlands. Neben seinen politischen Aufgaben engagiert er sich auch in der Evangelischen Kirche und gehört der EKD-Synode an. Im Interview mit pro sprach er über christliche Werte, Politik und Bedeutung des Konservativismus.
Von PRO

Herr Gröhe, was ist Ihrer Ansicht nach konservativ?

Konservativ zu sein, bedeutet für mich, sich zu einem Fundament zu bekennen: bewährten Werten und Institutionen. Fremd ist mir ein Konservatismus, der sich aufs Klagen über die Moderne beschränkt. Wir brauchen einen selbstbewussten Konservatismus, der sich den Herausforderungen der Zeit beherzt stellt.

Ist die CDU eine konservative Partei?

Die CDU ist sicher auch konservativ, insofern uns das Bekenntnis zu Werten eint, die wesentlich auf der christlichen Tradition beruhen. Auf dieser Grundlage verbinden sich konservative, liberale und christlich-soziale Vorstellungen in unserer Partei seit ihrer Gründung.

Gleichzeitig werfen Ihnen selbstständige Arbeitsgruppen wie der „Arbeitskreis engagierter Katholiken“, kurz: AEK, oder die Anfang März gegründete „Kommission Christsozialer Katholiken“ CSK, vor, nicht mehr konservativ genug zu sein. Beide machen sich Sorgen um die christliche Ausrichtung der Union. Zu Recht?

Nein! Aber wer das christlich geprägte Profil der Union stärken will, ist herzlich willkommen! Ob die genannten Initiativen dazu einen Beitrag leisten können, wird sich zeigen. Den Vorwurf eines "Linkstrends" halte ich für absurd. Unsere Politik muss stets wertgebunden sein, also bestimmt von einem klar erkennbaren Kompass, also auch modern, also auf der Höhe der Zeit. Im Übrigen warne ich davor, das "C" für christlich und das "K" für konservativ gleichzusetzen. Zum christlichen Glauben gehören die Wertschätzung für die Tradition wie die Offenheit für Neuaufbrüche!

Bei der Bundestagswahl 2009 hat die CDU/CSU mit 33,8 Prozent ein historisches Tief bei der Zustimmung der Wähler erreicht. Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen diesem Ergebnis und Forderungen konservativer Wähler oder der Kritik am zu geringen konservativen Kurs?

Ganz klar: Das Ergebnis darf uns nicht zufrieden stellen. Wir wollen besser werden. Dazu bedarf es der bewussten Pflege unserer Stammwähler und des Werbens um neue Zustimmung. Auch das letzte Bundestagswahlergebnis zeigt dafür ein gutes Fundament: Wir lagen in allen Alters- und Berufsgruppen, bei Frauen und Männern auf Platz 1, haben bei den Erststimmen fast 40 Prozent erreicht. (…) Die wirklich große Herausforderung ist es, in einer bunter werdenden Gesellschaft ausreichende Integrationskraft und ausreichende Identität durch ein klares Profil miteinander zu verbinden. Christliche Werte, etwa das Bekenntnis zur unantastbaren Würde jedes Menschen und zum Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung, sind dafür eine gute Grundlage.

Die CDU hat für sich den Anspruch, eine Partei mit christlichen Wurzeln zu sein. Inwiefern sind solche Traditionen in unsere Gesellschaft überhaupt noch vorhanden?

Sicherlich müssen wir einen Traditionsabbruch in erheblichen Teilen unserer Gesellschaft feststellen, der sich etwa im immer geringer werdenden Wissen über den christlichen Glauben zeigt. Andererseits freue ich mich über verstärkte missionarische Anstrengungen in unserem Land, denken Sie nur an die steigende Zahl von Glaubenskursen für Erwachsene.

Aus meiner langjährigen Arbeit als menschenrechtspolitischer Sprecher der Unionsfraktion und dem Einsatz für Religionsfreiheit weiß ich zudem: Es gibt nicht so viele Länder, in denen so wenig Mut dazu gehört, sich zu seinem christlichen Glauben zu bekennen wie in Deutschland. Klagen wir also nicht nur über die Entchristlichung unseres Landes. Bekennen wir uns vielmehr fröhlich zu unserem Glauben!

Das gesamte Interview mit Hermann Gröhe lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro. Diese können sie telefonisch unter 06441/915151 kostenlos bestellen.

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