Chinesisches Schulbuch: Jesus steinigt Ehebrecherin

In einem chinesischen Schulbuch ist ein biblischer Bericht aus dem Johannesevangelium offenbar gezielt verfälscht worden. In dem Buch steinigt der Heiland gleich selbst eine Ehebrecherin.
Von Norbert Schäfer
„Christus und die Ehebrecherin“ von Guercino aus dem Jahr 1621 dürfte so nicht in chinesischen Schulbüchern zu finden sein

In China haben offizielle Stellen mutmaßlich einen biblischen Bericht in einem Schulbuch fälschen lassen. Das geht aus einem Bericht der Union of Catholic Asian News (UCANews) vom Dienstag hervor. Das Schulbuch, das von der staatlichen „University of Electronic Science and Technology Press“ herausgegeben wird, hat zum Ziel, Schülern der berufsbildenden Sekundarschulen „Berufsethik und Recht“ zu vermitteln.

In dem Buch wird der biblische Bericht aus dem Johannesevangelium, in dem Jesus auf die Ehebrecherin trifft und ihr vergibt, falsch wiedergegeben. Dem Bericht von UCANews zufolge steinigt Jesus in dem chinesischen Schulbuch die Frau offenbar selbst mit den Worten: „Auch ich bin ein Sünder. Aber wenn das Gesetz nur von Menschen ohne Makel ausgeführt werden könnte, wäre das Gesetz tot.“ Im Original erlaubt Jesus der aufgebrachten Menge, die eine Ehebrecherin steinigen will, dass derjenige, der ohne Sünde ist, den ersten Stein werfen darf. Daraufhin lässt die Menge von der Frau ab. Auch Jesus verurteilt im Evangelium die Sünderin nicht und entlässt die Frau mit den Worten: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ In dem chinesischen Lehrbuch nimmt der biblische Bericht also eine vollkommen andere Wendung.

Die Verfälschung des biblischen Berichts wurde bekannt, nachdem Passagen des Buches in Sozialen Medien veröffentlicht wurden. Dem Medienbericht zufolge wurde die Fälschung von einem chinesischen Lehrer bestätigt. Der vertritt die Auffassung, dass die Autoren die Verfälschung zur Rechtfertigung der chinesischen sozialistischen Gesetze benutzt hätten. Die Buchautoren verfolgten mit der Fälschung die Absicht, Rechtsstaatlichkeit als oberstes Gebot in China darzustellen. Der chinesischen Quelle zufolge würden Bücher vor Veröffentlichung durch staatliche Schulbuchkommissionen geprüft. Die Inhalte können demnach regional abweichen.

Von: Norbert Schäfer

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